Ein Ausblick auf 2025 – mein „Ausblick“ auf 2025 und weiter

Das Silvesterfeuerwerk in meiner Stadt war üppig und hielt lange an, weit über 01.00 Uhr hinaus. Die zahlreichen Menschen, die sich daran beteiligten, es beobachteten und einander zuprosteten – was hat sie bewegt? Haben sie gezündet, um sich gute Laune für den Übergang ins neue Jahr zu machen oder um auszudrücken, dass sie eine gute Zeit erwarten? Wollten sie die Dämonen vertreiben, die an vielen Stellen bereits aus den Kulissen hervorlugen und Miene machen, Menschen zu zerreißen?

Dass in Berlin Kugelbomben geworfen wurden und bereits mehr oder weniger umstandslos im Internet gekauft werden können, ist vielleicht ein Vorzeichen.

Deutschland wird abgewickelt, das ist seit mehreren Jahren bereits erkennbar und das wird, wenn man den wirtschaftlich unverhohlen pessimistischen Darstellungen der offiziellen Medien folgt, im begonnenen Jahr sich erheblich beschleunigen.

Wenn so viele Betriebe, große wie kleine, ihre Aktivitäten reduzieren oder gleich einstellen, werden weitere Millionen Menschen arbeitslos werden oder müssen noch schlechtere Einkünfte hinnehmen als bisher schon. Ob die Sozialsysteme die neuen Armutswellen noch einigermaßen werden bewältigen können, daran kann man zweifeln. Bekanntlich finanziert der deutsche Staat seit langem und ständig weiter zunehmend große Anteile der Renten und anderer Sozialleistungen nicht mehr aus der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der einheimischen Wirtschaft, sondern pumpt sich den größeren Teil der Gelder auf den internationalen Finanzmärkten zusammen; wenn aber Steuern und Beiträge aufgrund der Pleitewellen und der steigenden Arbeitslosigkeit weiter zurückgehen, wird  er für seine Anleihen deutlich höhere Zinsen als bisher bezahlen müssen und die Verschuldungsspirale wird sich rascher drehen.

Deutschland wird abgewickelt in vieler Hinsicht und daran arbeiten Viele, die im weiteren noch zu benennen sind. Auch Krieg auf dem eigenen Territorium wird angekündigt, auch von ‚eigenen‘ Politikern, als sei das normal und beunruhige sie nicht einmal besonders. Was sie umtreibt, scheint mehr die Frage zu sein, wie sie die Haushalte umschichten, um ganz viele Waffen zu kaufen. Noch mehr Steuern, noch schlechtere Verhältnisse in den Bildungssystemen und mehr soziale Verwahrlosung…

Gründe genug, vom neuen Jahr oder den nächsten Jahren Schlimmes, wenn nicht sogar Katastrophales zu erwarten. Ich erwarte aber auch Anderes, gesellschaftlich Neues und Weiterführendes.

Auf das Grundsätzliche gebracht: das gesamte Gesellschaftsmodell der bisherigen Bundesrepublik gilt nicht mehr.

Es hatte während rund 75  Jahren den Bürgern vor allem Sicherheit und Vielen eine gewissen Wohlhäbigkeit versprochen und auch tatsächlich geleistet. Man hatte Vieles akzeptieren oder vergessen können, was nicht zu den schönen Seiten des Systems gehörte: zum Beispiel viele aufreibende, unbefriedigende Arbeitsverhältnisse, Bürokratismus im Quadrat, Korruption, Umweltzerstörung, sozialen, bildungsmäßigen und moralischen Verfall …. – bisher hat das alles immer nur Minderheiten, kleine Minderheiten beunruhigt und zum politischen Handeln bewegt, teilweise ja auch zu schwer verständlichen, ja abseitigen Konzepten, die die Mehrheit nicht erreichen können.

Nun aber werden größere Teile dieser Mehrheit von Änderungen der realen Verhältnisse erreicht, die sich bisher kaum Sorgen gemacht haben. Die Gedanken kommen in Bewegung und werden die bisherigen Grundlagen auf den Prüfstand stellen –  und die Bewusstseinsindustrie arbeitet auf Hochtouren, sie in destruktive Richtungen zu lenken. Spaltungen, Angst und Aufhetzung nehmen zu. Indem die Bevölkerung sich nach Möglichkeit politisch und sozial selber zerfleischen soll, könne die Herrschaft und die Bereicherung der Milliardärsschichten – so rechnen sie – erhalten bleiben.

Das kann den Zusammenbruch nur beschleunigen. Warum sage ich das?

Weil jedes Ausbeutungssystem darauf angewiesen ist, dass in der produzierenden Bevölkerung Zusammenhalt, Kooperation, gegenseitiges Einanderstützen, Toleranz und eine Mentalität des Wir vorherrschen. Wenn jeglicher soziale Zusammenhalt ruiniert wird, wenn das neoliberale kapitalistische Modell endlich sämtliche menschlichen Beziehungen auf Geldbeziehungen reduziert hat, wenn jegliche Handlung nur noch danach bemessen wird: was bekomme ich dafür auf mein Konto, zerfällt die Produktivität der gesellschaftlichen Basis und  damit letztlich auch die Grundlage der Ausbeutung selber. Das Medizinsystem ist ein anschauliches Beispiel, trotz des enormen menschlichen Engagements vieler darin Beschäftigter.

Ihr könnt einpacken.

Die Zerstörung wird viele und teilweise extrem schreckliche Formen annehmen, möglicherweise bis hin zu Bürgerkriegen und auch militärischen Eingriffen aus dem Ausland, bspw. indem Atommächte ihre Rivalitäten auf dem Territorium Deutschlands und anderer europäischer Länder austragen. Dann könnten Teile unbewohnbar werden und für viele Überlebende die elementaren wirtschaftlichen Existenzgrundlagen verschwinden. Die bisherigen Fälle von Sprengung von Einrichtungen der Energieversorgung und der Kommunikation können durchaus als ‚dezente Hinweise‘ verstanden werden, was alles möglich ist.

Anders ausgedrückt: es werden andere Formen des Miteinanders, der gesellschaftlichen Produktion, des Zusammenhalts, des Friedens entstehen. Sie werden entstehen müssen, weil anders Überleben nicht mehr möglich sein wird.

Ich hatte in einem früheren Beitrag Beispiele dafür genannt, wie in der heutigen Gesellschaft Menschen bereits an Grundlagen für Neues arbeiten: 1. man versteht die Beziehungen zwischen menschlichen Gesellschaften und der Natur besser und stellt die Lebensmittelproduktion, die  Landwirtschaft um auf wirkliche Nachhaltigkeit und Kontrolle durch die Gesellschaft an der Basis. 2. man versteht nach und nach besser, wie die Ausbeutung in der menschlichen Gesellschaft sich entwickelt hat, beginnend mit der patriarchalen Unterdrückung des weiblichen Geschlechts, und arbeitet an deren Überwindung; 3. man versteht nach und nach besser gewisse Einseitigkeiten der neuzeitlichen europäischen philosophischen Entwicklung, bspw. die einseitige starke Orientierung am „Individuum“ als vermeintlich autonomer Kraftquelle von Erkenntnis, und am „Individuum“ als vermeintlich letzter Quelle von ökonomischer Aktivität, was zu schrankenlosem individuellem Gewinnstreben, Ausbeutung, Kolonialismus, Imperialismus und Rassismus wesentlich beigetragen hat. Dieses Verständnis könnte erheblich dabei helfen, neue –  teilweise auch alte – Formen kollektiveren und sozialeren  Wirtschaftens zu praktizieren.

Deutschland und die neue „Multipolarität“

Wenn man versucht, sich die inneren Widersprüche klarzumachen, wie sie in der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft jetzt so krass und durchaus auch zerstörerisch sich Geltung verschaffen, können die globalen Verschiebungen der Machtverhältnisse nicht außer Betracht bleiben. Deutschland hatte in diesen bisher einen relativ sicheren Platz und eine Funktion; wenn global alles in Bewegung ist, dürfte es auch mit diesem Aspekt deutscher „ Sicherheiten“ vorbei sein.

Aus diesem höchst komplexen und mir auch nur zum Teil erkennbaren Geschehen möchte ich hier nur die Frage der Entwicklung der kapitalistisch-imperialistischen Rivalität zwischen dem traditionellen „westlichen“  Machtzentrum des Kapitalismus, den USA, und dem aufsteigenden Konkurrenten China ansprechen.

Das Stichwort heißt Multipolarität.

Multipolarität könnte eine neue, andersartige Verteilung der globalen Macht, der militärischen und finanziellen und politischen Konzentrationen bedeuten. An die Stelle des unhaltbar gewordenen Anspruchs des USA auf die globale Vorherrschaft trete nunmehr, so die positiv gefärbte Interpretation, eine „gerechtere“ Verteilung auf die zwei Hauptzentren USA und China sowie das eine oder andere Nebenzentrum, womit derzeit vor allem die EU angesprochen zu sein scheint. Im Zuge dessen bekämen große globale Zonen wie bspw. die sog. BRICS-Länder nun mehr Bewegungsfreiheit und bessere Entwicklungsmöglichkeiten. Brasilien, Südafrika, zentralasiatische Länder etc. würden mit profitieren vom Aufstieg Chinas und der Reduzierung der globalen Kontrollen durch die USA und den westlichen Kapitalismus.

Neben dieser auf den ersten Blick einleuchtenden relativ positiven Interpretation der neuen Multipolarität zeichnen sich allerdings auch dunklere Aspekte ab, die ich allerdings hier vorerst ausklammern muss.

Diese Zeilen befassen sich vorrangig mit der engen Frage: wie könnte es mit Deutschland weitergehen, und diese Frage nimmt unter den Bedingungen der neuen Multipolarität  verschiedene konkrete Formen an. War nämlich unter den früheren globalen Machtverteilungen, bspw. unter der längst untergegangenen „Systemkonkurrenz“ zwischen den USA und dem sog. sozialistischen Block  und später unter dem Anspruch der USA auf alleinige Supermachtsstellung Deutschland ein unentbehrlicher Baustein vor allem für die USA, aber auch für das Russland der postsozialistischen Phase und für das China in seinen ersten Entwicklungsstufen als neuer industrieller Schwerpunkt der Weltproduktion, so wird Deutschland mittlerweile immer entbehrlicher.

Das freut manche.

Ein extrem zusammengeraffter und vereinfachter Blick auf die globale Stellung Deutschlands seit dem 19. Jahrhundert soll hier behelfsweise aufmerksam machen auf Faktoren, die weiter wirken.

Deutschland hatte bis zu seiner relativ sehr späten Hinwendung zum Kolonialismus und Imperialismus, etwa um die Jahrtausendwende um 1900, eine starke Entwicklung innerer Kräfte durchgemacht, die es positiv von den Kolonialmächten der Neuzeit wie Großbritannien und Frankreich und auch der neuaufkommenden Neokolonialmacht USA unterschieden. Bspw. war der Bildungsgrad der Gesamtbevölkerung entschieden besser als bei den Genannten, und dementsprechend konnten sich die Wissenschaften, insbesondere die Naturwissenschaften und ihre technisch-industriellen Anwendungen  in der Phase nach der deutschen staatlichen Einigung nach 1871 in relativ größerer Breite und Stärke entfalten als bei den anderen Mächten. Auch die sog. Geisteswissenschaften, bspw. die Geschichtswissenschaft und die Philosophie, d.h. das Verständnis für die soziale und kulturelle Entwicklung der Menschheit entwickelten sich relativ stark und relativ aufklärerisch. Hinzu kam ein Aufschwung der modernen Arbeiterbewegung, die in Deutschland bald mit dem Beginn der modernen Industrialisierung begonnen hatte und zu politisch und moralisch starken Organisationen wie der alten SPD und Gewerkschaften führte, die in anderen Ländern nicht Ihresgleichen hatten; vor Beginn des ersten Weltkriegs 1914 schien es eine reale Möglichkeit, dass sie auf relativ friedlichem Weg die politische Führung erobern könnten. Dem sollten der Krieg und der Übergang der Arbeiterführer zur Kriegspartei einen Riegel vorschieben. Von dieser politischen und moralischen Niederlage sollte sich das Land nie mehr erholen; die Nazidiktatur war eine der direkteren Folgen.

Mit seiner ökonomischen Stärke, die noch immer auf Bildung, Wissenschaften, Technik und einem – wenngleich erzwungenen – sozialen Frieden beruhte, war Deutschland in der Zeit nach dem 2. WK und der Zeit der Systemkonkurrenz zwischen den USA und dem Block unter Führung der SU für beide Seiten unverzichtbar. Die USA bauten die BRD zu einem positiven Schaufenster ihres Kapitalismus gegenüber dem Osten aus und die Sowjetunion benötigte ihrerseits dringend den ökonomischen Austausch mit der BRD. Man denke bspw. an das sog. Gas-Röhren-Geschäft, das übrigens auch die DDR als wesentlichen Bestandteil einband.

Nach dem Zusammenruch des „Ostblocks“ änderte sich daran wenig, denn auch das verbleibende Russland konkurrierte weiter mit den USA um politischen Einfluss in Europa und um die Nutzung der ökonomischen Beziehungen zu Deutschland.

Wenn nun sich mit China eine Macht herausbildet, die fast in jeder technisch-industriellen Hinsicht ihrerseits Weltspitze wird und im Zeichen der neuen Multipolarität sich das strukturell schwache Russland quasi angliedert; wenn andererseits die Industrie in Deutschland, auch aufgrund des langfristig angelegten Ruins der eigenen Versorgung mit Energie, zugrunde geht und für das internationale Kapital, sei es der USA, sei es Chinas oder anderer Teile der Welt die frühere kapitalistische Bedeutung verliert, dann wird das Land als eine Kraft, die immer zwischen den Blöcken manövrieren und sich erhalten konnte, zunehmend fragwürdig. Ich unterstelle – auf eigene Verantwortung, denn darüber wagt hier niemand zu sprechen -, dass es in den USA eine Tendenz gibt, die mit diesem ewig unzuverlässigen Kandidaten nun endlich einmal Schluss machen will, der bisher eine eindeutige Herrschaft der USA über den europäischen Kontinent verhindert hat und immer auch eine Quelle grundsätzlicher Kritik an den kriminellen Grundstrukturen der USA war.

Multipolarität bedeutet in meiner Ansicht keineswegs primär einen Ordnungsversuch, der mehr oder weniger zu Stabilität und diplomatisch ausgehandelten Nichtkriegsverhältnissen tendiert, sondern im Gegenteil eine permanente Auseinandersetzung um die Einflusssphären der beiden Hegemone USA und China, d.h. auch einen permanenten Zustand von Krieg oder Halbkrieg, zumindest zwischen sog. Stellvertretern. Solcher Art dürften die angekündigten weiteren Kriege in Europa, auch in Deutschland sein, deren Vorläufer wie der Balkankrieg von 1999 sowie der Ukrainekrieg bereits solche Züge gezeigt haben. Es waren Kriege darum, ob die USA oder die bereits ab etwa 1995 sich abzeichnende russisch-chinesische Koalition das Sagen hätten. Ich betone hier ausdrücklich, dass die inneren Verhältnisse dieser Koalition mir keine besseren Qualitäten zu zeigen scheinen als die westlichen.

Nachdem ich so kurz wie möglich einige Entwicklungen zu skizzieren versucht habe, die auf unser Land zerstörerische, sogar fundamental zerstörerische Auswirkungen haben können und wahrscheinlich auch haben werden, bleibt mir zusammenfassend zu betonen, dass es innere Stärken unserer Geschichte und Kultur gibt, die weiterwirken; dass die Umwälzungen viele Menschen zwingen werden, sich neu zu orientieren; und dass es in meiner Wahrnehmung auch viele Menschen unter uns gibt, die die Herausforderungen zu erkennen beginnen und nicht einknicken.

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Unrest and new developments in society. On Germany’s special situation

 

Published originally in German on September 29, 2024 by Walter Grobe

Translation by Google translator, with some improvements by the author

Overview:

– Three examples of innovations in agriculture, philosophy and gender relations

– Why I expect a lot of productive things from the new social unrest

– On Germany’s special situation and role

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Political disappointments, anxiety and fears about the future are currently on the rise and are spreading particularly among relatively well-off citizens. In such a wave, it is easy to overlook the fact that some new things are being created and tried out in our social coexistence. At least some things are being thought about, imagined and fantasized about – fantasy has positive connotations for me.

Three examples that I find noteworthy

  1. Quite a few citizens (if they can afford it) are concerned with the basics of nutrition and agriculture.

Attention is paid to the nutritional qualities of the food and also to the environmental compatibility of its production. It is not hidden that the big players in the international food industry, agribusiness and international marketing are supplying more and more food on a large scale that is damaging to the health of consumers. The natural basis of plant and animal life is being disregarded and ruined because short-term maximum profit has established itself as the supreme law and is increasingly displacing all other aspects – despite a flood of organic labels and supposedly respected fair trade controls. Water resources are being plundered and soil quality is being ruined to the point of infertility.

For large parts of the world’s population, especially in the ‚less developed‘ countries, the supply of the most basic necessities, no matter how poorly they are produced and how little they benefit the health of the eaters, is already shaky and is collapsing here and there. Hunger and malnutrition are increasing worldwide since global capitalism has increasingly taken over production and marketing of global food procurement.

How can we ensure basic supplies under these conditions in the event of collapses caused by wars, disasters or food speculation by financial capital? Groups are being formed which, in loose associations, at the local and regional level, are looking after the foundations for more independent, down-to-earth production. The health of soil, plants and animals and the laws of healthy human nutrition are becoming more and more interesting, and people are also thinking about supplies in the event of wars and disasters.

Such activities require specialist knowledge as well as good cooperation between those involved. Mutual aid, club structures and cooperatives are better suited to this than private capitalist, profit-oriented forms.

 

  1. On an apparently completely different subject area: philosophy and sociology .

In recent years I have read one or two texts in which some things have been questioned that previously seemed self-evident in our modern “Western” culture, which is characterized by science, technology and global expansion.

A certain typically Western, modern view of nature, including the nature of man himself, appears to some authors to be overly developed, too strong and too one-sided.

Descartes and other thinkers who gained great influence in the 17th century are cited as key figures in this. They emphasized the measurable aspects of nature, the economic usability, it is said, and understood the human species predominantly as a collection of individual beings. The idea of the „individual“ as the ultimate center of knowledge and action, as the basic building block of society, is related to this. Human society appears here as a union of individuals. Earlier views, which were more characterized by collectives, hordes, tribes and also by developed but rather egalitarian civilizations, were suppressed [2] . Social union is thought of as a more or less voluntary action by individuals, or, if there is no other option, it is to be enforced by state power.

In such a framework, individuals pursue their individual interests, and for some thinkers this is primarily and naturally individual economic enrichment. Capitalism and colonialism are here given moral foundations.

For some of these earlier thinkers, the human individual itself appears almost like a machine, including an assumed mechanics of his/her emotions.

Some modern critics declare this way of thinking to be one-sided, an aberration. I can agree with that. In my opinion, only an awareness that every individual can only exist and develop well on the basis of social interconnectedness and in the context of nature can lead us out of the already catastrophic developments.

In contrast, critics of the one-sidedness or aberrations of modern Western thought emphasize other aspects. From my brief reading, I would like to mention the names of Hermann Schmitz (“Jenseits des Naturalismus”) and Judith Butler. That people are part of the overarching context of nature and the collective; that they exist not only through their development of concepts and theories, but also essentially through their “emotional” connections in society and the cosmos; that they are creative and unpredictable – these are some of the aspects as I would formulate them and which I owe to inspiration from such philosophical milieus.

This corresponds to a basic feeling, an intuition that, in my observation, has developed in quite a few fellow citizens over the last few decades, independent of philosophical discussions: that we live in great global interdependence and will only be able to continue to live if all parts, people and other living beings, are treated with their due. This basic feeling for the great interconnectedness, especially for the global interconnectedness, already seems to me to be a certain trend.

III.

The turning away from patriarchy and the development of different relationships.

As early as in the 19th century, cultural critics said that even before the division of societies into social classes, which can be distinguished primarily by different levels of participation in social wealth [3] , a first fundamental division had begun to develop already many thousands of years ago, namely the oppression of women and their instrumentalization for – male-dominated – interests of a sexual and private economic nature.

Since the Enlightenment in the 18th century, struggles for equal participation of women in political life have gradually developed – gradually in breadth and depth, and only today have some changes been made for the better in the laws of some countries. But now, in current discussions, deeper and still very widespread attitudes that so far had mostly been taken for granted are being taken to light. Cultures of male superiority are currently being discredited, but so are things that – in my view – lie even deeper: that in relationships between people, sexual or physical-mental differences in general can be used as starting points for mutual exploitation, debasement and degradation – and in so many cases still are, whether or not we talk about „equality“.

Perhaps it is a little too pathetic and premature to speak of an approach that has the potential to contribute significantly to a new society in which the cultural and ethical baggage of many thousands of years of exploitation of man by man – baggage that has accumulated since the beginning of the devaluation of women – would be rolled away. Perhaps not.

In my opinion, it is a significant achievement of many activists, authors and movements to raise awareness in society of the diverse and often completely unconscious traditions and feelings of a patriarchal and sexist nature and thus to contribute to future forms of society in which human dignity is better recognized.

Why I expect a lot of productive things from the new social unrest

In the last four years, the political scene has become much livelier – in my opinion. Not since the turbulent years around 1968 have fundamental questions about the social order been addressed by so many people and in such depth. Unrest can be felt far beyond the pandemic issues. Control capitalism, impoverishment and permanent wars are looming and, I am sure, will not disappear. What is leading society into such hardships, what are the foundations of this development, are there ideas and real foundations developing for radical social changes that can be essentially more favorable and peaceful for the large global majority?

It is argued that the debates on social media are often unpleasant, lacking in class, characterized by negative emotions, hostility, hatred, denigration of those who think differently, etc. I would not like to contradict this, but not without asking whether it is not fundamentally in the interests of those in power if division after division arises in the population and common interests can no longer be articulated.

I would also like to say that a new, different milieu can now be observed in the public media debate: authors, artists and journalists who are working on the problems professionally and independently of the now universal funding of the official media by various interest groups (not only by private foundations, but also by dubious governments). As examples of this kind of clarification about political events, to which I personally owe a lot, I would like to mention Norbert Häring and the magazine „Multipolar“ under the direction of Paul Schreyer and Stefan Korinth in Germany, and in the English-speaking world authors such as Iain Davis or the magazine „Off Guardian“. But they are not the only ones, and there are probably similar achievements in other European countries such as France and Italy.

Unfortunately, I have not yet had any opportunity to learn about similar developments in China or other large areas of the world. The people mentioned above do not seem to have had such opportunities either. These limitations – I would almost say confinement to a limited area of experience – are dangerous and must be overcome.

On the Difference Between “Resistance” and Social Creativity

Many citizens who are becoming more politically aware have begun to feel “in resistance” in the face of the threats to freedom, life security and health that were presented to them quite unexpectedly with the politics of “pandemias”.

However, such a basic category does not correspond particularly well to the nature of today’s global constellations.

Rather, it is about the fears of the super-rich in East and West: they see the eight billion people to whom they can no longer credibly offer promises of social improvements. Among the eight billion people worldwide, awareness and self-confidence are growing in view of the misery that is actually being offered to them. It is the fears of the billionaire classes worldwide of losing power and control that give rise to the dictatorial presumptions of their politics.

Ultimately, no elite is strong with its social credit system, with its artificial intelligence which claims to be able to control citizens down to the last detail of their behavior. To me, such perspectives seem more like panic reactions from a small global upper class that is presenting the perspective of the most brutal division of all time between rich and poor and the destruction of all fundaments of life because they cannot manage their economy any other way and must rely on dictatorship.

In my view, it is therefore not primarily a question of a “resistance” that seeks to avert the worst effects of such a development, hardly questioning its economic foundations, but rather of the socially new, which has long been developing in its early stages.

The new is reflected in the growing awareness of what some call the „human family“; it can also be understood as an awareness of the global interconnectedness and interdependence of people. Anyone who strolls through IEKA puts the facts in their shopping cart, albeit in superficial forms of convenient consumption. What we can buy is mostly the result of the work of the most diverse and distant people, who are often exploited to the point of subsistence. Most of it also comes from a raw material procurement that plunders and squanders the resources of mankind as if there were no tomorrow.

The globalization of the last few decades has made us feel the reality of international interconnectedness more intensely than ever before. Even if the excesses of global capitalist centralization are replaced by more decentralized structures in the future, these will have to coordinate with each other globally.

The sense of the natural foundations of life, of the naturalness of human life itself, the sense of the dignity of every fellow citizen and the relativity of cultural, religious and political differences is now growing among larger numbers of fellow citizens – at least that is what I think I can note. No one can know what concrete political forms the conflict between the old, the stubborn, destructive profit economy and the new may actually take, but I am certain that these conflicts will become more vital and more intense.

As one of those who have spoken out against the interference with freedom, self-determination and real health since the beginning of the “pandemic”, another aspect of the development soon became clear to me: that the majority of fellow citizens have submitted to the measures out of an understandable impulse, above all out of concern for the common good.

The insults that both sides have hurled at each other – critics of the measures are a threat to public health; the majority that supports the government are made up of sheeple who have no idea what is going on – largely arose, in my view, from the fact that both sides were ultimately striving for the best possible social and collective solutions to major problems. They were divided as to which measures were appropriate, but not in the quest for the common good. For the first time long since, different, often opposing segments of society have begun to show signs of deriving political behavior from the principles of good overall development.

On Germany’s special development and role

I would like to add a few further comments.

It is likely that certain contradictions in international development are becoming apparent in this country in a very clear and possibly particularly destructive way.

As a German, I naturally feel a connection to this wonderful country and the depths of its development, as far as I understand them. In certain phases it has produced radical evil, but at other times it has also produced immense impulses of enlightenment, humanism, and more social economics (think of the earlier workers‘ movement before World War I, for example). For example, in the so-called German classicism of the period around 1800 (think of the centers such as Weimar and Jena, Goethe, the Humboldts, Hegel, and numerous others), the foundations of the development of nature, society, and culture were thought through in depth, even before most modern sciences could develop concretely. Perhaps it was not without purpose that the Nazis placed the Buchenwald concentration camp right next to Weimar.

In the 20th century, the country also became a focal point of global great power rivalries. I mean not only that arrogant and greedy German elites tried twice to join the ranks of the great imperialists (first in the form of militarism and imperialism, which played a major role in the constellation of World War I, and then in the form of the National Socialist mania for conquest and enslavement), but also that the country itself was and still is the object and scene of rivalries between the real great powers.

Germany’s current situation can still be described as occupying a middle position between „East“ and „West“. Already at the end of the First World War, tensions were building up between the two greatest powers of the following decades, the USA on the one hand and – at least in its initial stages – revolutionary Russia, the Soviet Union plus the large swarm of countries fighting against Western colonialism, such as China, on the other, and this tension then literally tore the country in two in 1945.

According to a geostrategic doctrine that has been repeatedly expressed in the USA since at least 1900, the Eurasian double continent – from Portugal to Vladivostok or Hong Kong – must under no circumstances develop into a political unity vis a vis the global neo-colonialism of the USA, but must always be kept divided. Otherwise, a power would emerge that the outside USA would no longer be able to cope with.

The most blatant manifestations of this division of the Eurasian continent, which has been driven by the USA for more than a hundred years, were the incorporation of Germany, which had been defeated in World War I, into the Western alliance after 1918 in opposition to the emerging Soviet Union, culminating in Hitler’s coup in 1941, which was intended to destroy the Soviet Union and had been prepared in the background for a long time by key forces in the US establishment; and then the „bloc confrontation“ on the inner-German border from 1945 to 1989.

In the wake of the rivalry over Ukraine, we are once again witnessing an intensified involvement of Germany in Western interests and military strategies towards Russia – and China, which now appears to be its background power.

However, this integration of our country into the West (as one could call it in a very simplistic way) never suited really well its own situation, the interests of most citizens and its culture, and consequently it was always opposed from within. A relatively well-known example can be found under keywords such as „Rapallo“. Significant parts of the German upper classes, including its military leadership groups, were then opposed to the Nazis‘ plans for the East and were disempowered by them.

In recent decades, economic relations with Russia have once again grown to great importance for both sides and had to be curtailed by drastic interventions such as the destruction of North Stream 2 [4] . To put it bluntly, Germany’s geographical and historical intermediate position is once again not in line with US interests, with the result that heavy US offensive weapons and command centers are now being stationed in Germany against Russia. However, with such a statement, I am in no way taking sides with the interests of the Russian criminal oligarch regime, which in its exploitative and authoritarian nature is not significantly different from that of the USA.

However, it sometimes seems to me something like this: in the current global conflict over regions of control and influence, which is currently pitting the USA and some of its allies against Russia and its backbone power China, the USA could rely on provoking Russia into launching serious military strikes against Germany. This would more or less finally eliminate a long-standing, annoying and disruptive problem, namely, the existence of Germany, along with its damned intermediate and mediating position, along with its unreliability. Perhaps there would remain a greatly reduced and demoralized population without internationally significant economic potential, which would not need to be given special attention.

A scenario like this – Russian nuclear weapons on Germany, which destroy this country in the interests of the US – also fits quite well with the economic liquidation of Germany, which now seems to be gathering full speed – also due to the destruction of North Stream 2. What was already apparent around 1975 is now apparently becoming the dominant movement.

At that time, the interest in relocating „German“ capital abroad was already clearly articulated and began to lead to significant restructuring. The VW Group, which now makes the majority of its investments and profits elsewhere in the world, especially in China, can serve as an example of the current situation. The trend of this deindustrialization [5] also includes such strange developments as Germany’s now almost complete dependence on external energy suppliers.

A party like the Greens, in terms of its core economic goals, was from the outset little more of a propaganda disguise for this capitalist trend rather than a real environmental and peace party.

The scenario that results from what has been outlined here – I neither wish it nor do I consider it to be the only possible one – is, in short and brutal terms, as follows: after Germany’s remaining economic strengths, which have been somehow indispensable for international capitalist events up to now, have been demolished and the country has been converted into a venue for serious military confrontations, the atomic bombs will be dropped and the problem bear will be eliminated, finis Germaniae. For the remaining people perhaps a situation rich with opportunities to develop new, better forms of society would emerge.

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In summary, I would like to say that in some developments that seem to have been taking place in recent years with increasing speed and with increasing frequency in some people’s minds, in our country and of course in many other places around the world, there are significant beginnings of major social changes. The historical movement will not only be determined by the dystopian and catastrophic trends, as some currently fear, but also by those people who can conceive and implement better, non-exploitative conditions.

 

 

 

 

 

 

 

[2] A good example is the work of David Graeber and David Wengrow, The Dawn of Everything: A New History of Humanity, which seems to be gaining a large readership.

[3] Examples: the aristocracies, the slaves, the bourgeoisie, the proletarians

[4] while economic relations between US corporations on the one hand and Russia and China on the other appear to be developing relatively undisturbed, despite military confrontations such as in Ukraine.

[5] which will now also result in the loss of many other domestic VW jobs (and of course other jobs  things that depend on them), according to some clear new announcements.

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 Unruhe und Neues in der Gesellschaft. Zur besonderen Lage Deutschlands.

Überblick:

– Drei Beispiele für Neues in Landwirtschaft, Philosophie und Geschlechterbeziehungen

– Warum ich viel Produktives von der neuen gesellschaftlichen Unruhe erwarte

– Zur besonderen Lage Deutschlands

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Politische Enttäuschungen, Beunruhigung und Zukunftsängste haben derzeit Konjunktur und verbreiten sich gerade auch unter relativ gutsituierten Mitbürgern. In einer solchen Welle wird leicht übersehen, dass auch Einiges an Neuem im Zusammenleben entsteht und ausprobiert wird. Zumindest in Ansätzen wird Einiges gedacht, vorgestellt und fantasiert – Fantasie ist für mich positiv konnotiert.

Drei Beispiele, die ich beachtlich finde

I. Nicht wenige Mitbürger (wenn sie sich das leisten können) befassen sich mit den Grundlagen der Ernährung und der Landwirtschaft.

Man achtet auf die ernährungsphysiologischen Qualitäten der Lebensmittel und auch auf die Naturverträglichkeit ihrer Entstehung. Es bleibt nicht verborgen, dass die Großen der internationalen Lebensmittelindustrie, des Agrobusiness und der internationalen Vermarktung in großem Stil dabei sind, immer mehr Lebensmittel zu liefern, die die Gesundheit der Konsumenten schädigen. Die natürlichen Grundlagen des Lebens von Pflanzen und Tieren werden missachtet und ruiniert, weil der kurzfristige Maximalprofit sich als  oberstes Gesetz etabliert hat und zunehmend alle anderen Gesichtspunkte verdrängt – trotz einer Flut von Biosiegeln und angeblich beachteter fairtrade-Kontrollen. Wasserressourcen werden ausgeplündert, die Bodenqualität bis zur Unfruchtbarkeit ruiniert.

Für große Teile der Weltbevölkerung, namentlich in den ‚weniger entwickelten‘ Ländern ist bereits die Versorgung mit dem Allernotwendigsten, wie schlecht auch immer es produziert sein mag und wie wenig es der Gesundheit der Esser nützt, im Wackeln und bricht hier und dort zusammen. Hunger und Unterernährung nehmen weltweit zu, seitdem der globale Kapitalismus sich auch die Produktion und die Vermarktung der Welternährung zunehmend unter den Nagel reißt.

Wie sichert man unter diesen Bedingungen die Elementarversorgung im Falle von Zusammenbrüchen durch Kriege, durch Katastrophen oder auch durch die Lebensmittelspekulation des Finanzkapitals?  Es bilden sich Gruppen, die in engen Rahmen, in lockeren Vereinigungen, kommunal und regional sich um die Grundlagen für unabhängigere, bodenständigere Produktionen kümmern. Die Gesundheit von Böden, Pflanzen und Tieren und die Gesetze der gesunden Ernährung der Menschen werden immer interessanter und man denkt auch an die Versorgung bei Kriegen und Katastrophen.

Solche Aktivitäten erfordern Fachwissen sowie auch ein gutes Miteinander der Aktiven. Gegenseitige Hilfe, Vereinsstrukturen, Genossenschaftlichkeit bieten sich hierfür besser an als privatkapitalistische, am Gewinn orientierte Formen.

II. Zu einem anscheinend ganz anderen Themenfeld: Philosophie und Soziologie.

Ich habe in den letzten Jahren den einen oder anderen Text gelesen, in denen Einiges in Frage gestellt wird, was in unserer „westlichen“, von Naturwissenschaften, Technik und weltweiter Expansion geprägten neuzeitlichen Kultur bisher selbstverständlich schien.

Stark entwickelt, zu stark und zu einseitig, erscheint offenbar manchen Autoren gerade auch eine bestimmte typisch westlich-neuzeitliche Sicht auf die Natur einschließlich der Natur des Menschen selber.

Descartes und andere Denker, die im 17. Jahrhundert sich großen Einfluss erarbeitet haben, werden hierfür als maßgeblich angeführt. Sie betonten an der Natur das Messbare, die ökonomische Nutzbarkeit, heißt es, und verstünden die Gattung Mensch eher als eine Anhäufung von Einzelwesen. Die Vorstellung von „Individuum“ als letztlichem Zentrum des Erkennens und Handelns, als Grundbaustein der Gesellschaft hängt hiermit zusammen. Menschliche Gesellschaft erscheint hier als Zusammenschluss von Individuen. Frühere Auffassungen, die mehr von den Kollektiven, den Horden, Stämmen und auch von entwickelten egalitäreren Zivilisationen geprägt sind, wurden verdrängt[2]. Der gesellschaftliche Zusammenschluss wird als mehr oder weniger freiwillige Aktion von Individuen gedacht, bzw. er ist, wenn es nicht anders geht, durch staatliche Gewalt zu erzwingen.

In einem derartigen Rahmen gehen die Individuen ihren individuellen Interessen nach, und bei  manchen Denkern ist das zuvörderst und selbstverständlich die individuelle ökonomische Bereicherung. Kapitalismus und Kolonialismus werden hier moralisch grundgelegt.

Bei manchen dieser früheren Denker erscheint das menschliche Individuum seinerseits fast wie eine Maschine, inklusive einer angenommenen Mechanik seiner/ihrer Gefühle.

Einige moderne Kritiker erklären dieses Denken zu einer Einseitigkeit, einer Verirrung. Dem kann ich folgen. In meinen Augen kann erst ein Bewusstsein, dass jegliches Individuum nur aufgrund gesellschaftlicher Verbundenheit und im Naturzusammenhang existieren und sich gut entwickeln kann, aus den bereits katastrophal werdenden Entwicklungen herausführen.

Die Kritiker der Einseitigkeiten oder Verirrungen des neuzeitlichen westlichen Denkens betonen in diesem Sinne andere Aspekte. Aus meiner stichpunkthaften Lektüre nenne ich hier die Namen Hermann Schmitz („Jenseits des Naturalismus“) und Judith Butler. Dass Menschen Teile der übergeordneten Zusammenhänge Natur und Kollektiv sind; dass sie existieren nicht nur mittels ihrer Entwicklung von Begriffen und Theorien, sondern wesentlich auch mittels ihrer „emotionalen“ Verbundenheiten in Gesellschaft und Kosmos; dass sie kreativ und unberechenbar sind – das sind einige Gesichtspunkte, wie ich sie formulieren würde und die ich Anregungen aus solchen philosophischen Milieus verdanke.

Dem entspricht ein Grundgefühl, eine Ahnung, die sich unabhängig von philosophischen Erörterungen in den letzten Jahrzehnten, meiner Beobachtung nach, bei nicht wenigen Mitbürgern entwickelt: dass wir in großen weltweiten gegenseitigen Abhängigkeiten leben und nur werden weiterleben können, wenn alle Teile, die Menschen und die sonstigen Lebewesen,  zu ihrem Recht kommen. Dieses Grundgefühl für die großen Verbundenheiten, vor allem für die globale Verbundenheit, scheint mir bereits eine gewisse Strömung zu sein.

III.

Die Abwendung vom Patriarchalismus und die Entwicklung andersartiger Beziehungen.

Bereits im 19. Jahrhundert wurde von Kulturkritikern gesagt, dass noch vor aller Aufspaltung der Gesellschaften in soziale Klassen, die vor allem durch unterschiedliche Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum unterschieden werden können[3], bereits vor vielen Tausenden von Jahren eine erste fundamentale Spaltung sich zu entwickeln begonnen habe, nämlich die Unterdrückung der Frauen und ihre Instrumentalisierung für – männlich geprägte – Interessen sexueller und privatökonomischer Art.

Seit der Aufklärung des 18. Jahrhunderts haben nach und nach zwar Kämpfe für die gleichberechtigte Teilhabe der weiblichen Bürger am politischen Leben sich entwickelt – nach und nach einigermaßen in die Breite und Tiefe, und erst heute hat sich in den Gesetzen mancher Länder Einiges zum Besseren geändert. Nun aber werden in den aktuellen Diskussionen auch tiefer liegende und noch sehr verbreitete Selbstverständlichkeiten ausgeleuchtet. Kulturen männlicher Überlegenheit geraten in Verruf, aber auch Dinge, die – in meiner Sicht – noch viel tiefer liegen:  dass überhaupt in den Beziehungen zwischen den Menschen sexuelle oder überhaupt körperlich-seelische Unterschiede zu Ansatzpunkten wechselseitiger Ausnutzungen, Entwürdigungen und Herabstufungen genutzt werden können und in so vielen Fällen tatsächlich noch immer werden, ob nun von „Gleichberechtigung“ geredet wird oder auch nicht.

Vielleicht ist es etwas zu pathetisch und auch verfrüht von einem Ansatz zu sprechen, der das Potential hat, wesentlich zu einer neuen Gesellschaft beizutragen, in der der kulturelle und ethische Ballast von vielen Tausenden von Jahren der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen – Ballast, der sich seit dem Beginn der Abwertung der Frauen angehäuft hat – weggewälzt würde. Vielleicht auch nicht.

Es ist in meinen Augen jedenfalls eine bedeutende Leistung vieler Aktivisten, Autoren und Bewegungen, die Sensibilität in der Gesellschaft für die vielfältigen und oft ganz unbewussten Traditionen und Gefühle patriarchalischer und sexistischer Art zu wecken und damit einen Beitrag zu kommenden Gesellschaftsformen zu leisten, in denen die Menschenwürde besser zur Geltung kommt.

Warum ich viel Produktives von der neuen gesellschaftlichen Unruhe erwarte

In den letzten vier Jahren ist die politische Szene – in meiner Wahrnehmung – viel lebendiger geworden. Seit den aufwühlenden Jahren um 1968 herum sind grundsätzliche Fragen über die Gesellschaftsordnung nicht mehr von so vielen Menschen und so tiefgehend angeschnitten worden. Weit über die Pandemie-Themen hinaus ist Unruhe zu spüren. Kontrollkapitalismus, Verarmung und permanente Kriege zeichnen sich ab und werden, da bin ich sicher, nicht mehr verschwinden. Was führt die Gesellschaft in solche Härten hinein, welche Grundlagen hat diese Entwicklung, entwickeln sich Ideen und reale Grundlagen für gesellschaftliche Umwälzungen, die vom Wesen her günstiger und friedlicher für die große globale Mehrheit sein können?

Es wird eingewandt: die Auseinandersetzungen in den sozialen Medien sind häufig unerfreulich, niveaulos, von negativen Emotionen, Feindschaft, Hass, Abwertung Andersdenkender usw. geprägt. Dem möchte ich nicht widersprechen, allerdings nicht ohne die Frage zu stellen, ob es nicht fundamental im Interesse der Herrschenden ist, wenn Spaltung auf Spaltung in der Bevölkerung entsteht und die gemeinsamen Interessen nicht mehr artikuliert werden können.

Ich möchte weiter einwenden, dass mittlerweile auch ein neues, andersartiges Milieu in der öffentlichen medialen Auseinandersetzung zu beobachten ist: Autoren, Künstler und Journalisten, die professionell und unabhängig von den mittlerweile durchgängigen Finanzierungen der offiziellen Medien durch irgendwelche Interessengruppen (nicht nur durch private Stiftungen, sondern auch durch zweifelhafte Regierungen) an den Problemen arbeiten. Als Beispiele für derartige Arbeiten an der Aufklärung über das politische Geschehen, denen auch ich persönlich viel verdanke, möchte ich in Deutschland Norbert Häring und das Magazin „Multipolar“ unter der Leitung von Paul Schreyer und Stefan Korinth nennen, im englischsprachigen Bereich Autoren wie Iain Davis oder das Magazin „Off Guardian“. Sie sind aber nicht die Einzigen, und wahrscheinlich gibt es ähnliche Leistungen auch in anderen europäischen Ländern wie Frankreich und Italien.

Leider fehlt mir bisher jede Möglichkeit etwas über entsprechende Entwicklungen in China oder anderen großen Weltbereichen zu erfahren. Auch die Genannten scheinen solche Möglichkeiten bisher nicht zu haben. Diese Einschränkungen, ich möchte fast sagen: Einhegungen auf einen begrenzten Erfahrungsbereich sind gefährlich und müssen überwunden werden.

Zum Unterschied zwischen „Widerstand“ und gesellschaftlicher Kreativität

Viele politisch bewusster werdende Mitbürger haben angesichts der Bedrohungen für Freiheit, Lebenssicherheit und Gesundheit, die ihnen mit der Pandemiepolitik ziemlich überraschend serviert wurden, sich „im Widerstand“ zu fühlen begonnen.

Eine derartige Grundkategorie entspricht allerdings nicht besonders gut dem Wesen der heutigen weltweiten Konstellationen.

Es sind vielmehr die Ängste der Superreichen in Ost und West: sie sehen die acht Milliarden Menschen, denen sie keine Versprechungen sozialer Verbesserungen mehr glaubhaft anbieten können. Unter den acht Milliarden weltweit wachsen Bewusstsein und Selbstbewusstsein angesichts der Misere, die ihnen real geboten wird. Es sind die Ängste der Milliardärsschichten weltweit vor Macht- und Kontrollverlust, aus denen die diktatorischen Anmaßungen ihrer Politik entspringen.

Stark ist letztlich keine Elite mit ihrem social credit system, mit ihrer Künstlichen Intelligenz, die den Bürger bis in die letzten Details seines Verhaltens steuern zu können beansprucht. Mir kommen solche Perspektiven eher wie Panikreaktionen einer kleinen obersten Schicht vor, die der Welt die brutalste Spaltung aller Zeiten in arm und reich und die Zerstörung aller Lebensgrundlagen in Aussicht stellt, weil sie nicht anders wirtschaften kann und auf Diktatur setzen muss.

Es geht daher in meinen Augen nicht primär um einen „Widerstand“, der die schlimmsten Spitzen einer derartigen Entwicklung abbiegen möchte, jedoch ihre ökonomischen Grundlagen kaum in Frage stellt, sondern um das gesellschaftlich Neue, das sich längst in Ansätzen entwickelt.

Das Neue zeigt sich im wachsenden Bewusstsein für das, was manche „Menschheitsfamilie“ nennen; es kann auch als Bewusstsein der weltweiten Verbundenheit und wechselseitigen Abhängigkeit der Menschen voneinander gefasst werden. Wer durch IEKA schlendert, legt sich selber die Tatsachen, wenngleich in oberflächlichen Formen bequemen Konsums, in den Einkaufswagen. Was wir kaufen können, entsteht zumeist in der Arbeit der unterschiedlichsten und entferntesten Menschen, die oft bis zum Existenzminimum ausgebeutet werden. Zumeist entstammt es zudem einer Rohstoffbeschaffung, die die Ressourcen der Menschheit ausplündert und verschleudert, als gebe es kein Morgen.

Die Globalisierung der letzten Jahrzehnte lässt uns die Tatsachen der internationalen Verbundenheit intensiver denn je spüren. Auch wenn in Zukunft die Exzesse der globalistischen kapitalistischen Zentralisierung durch dezentralere Strukturen abgelöst werden: diese werden sich global miteinander koordinieren müssen.

Das Gespür für die natürlichen Lebensgrundlagen, für die Natürlichkeit des menschlichen Lebens selber, das Gespür für die Würde jedes Mitbürgers und die Relativität von kulturellen, religiösen, politischen Gegensätzen wächst mittlerweile bei größeren Zahlen von Mitbürgern – so viel jedenfalls meine ich notieren zu dürfen. Niemand kann wissen, welche konkreten politischen Formen die Auseinandersetzung zwischen dem Alten, der sturen zerstörerischen Profitwirtschaft, und dem Neuen tatsächlich annehmen wird, aber ich bin sicher, dass diese Auseinandersetzungen vitaler und heftiger werden.

Zu denjenigen gehörend, die seit Beginn der „Pandemie“ sich gegen die Eingriffe gegen Freiheit, Selbstbestimmung und reale Gesundheit geäußert haben, war mir auch ein anderer Aspekt der Entwicklung bald klar: dass die Mehrheit der Mitbürger aus einem nachvollziehbaren Impuls heraus, vor allem aus Sorge um das Gemeinwohl sich den Maßnahmen eingeordnet hat.

Die Beschimpfungen, die die beiden Seiten einander reichlich haben zukommen lassen – die Maßnahmen-Kritiker seien Gefahren für die allgemeine Gesundheit; die der Regierung folgende Mehrheit bestehe aus Schlafschafen, die keinen Durchblick hätten – entsprangen, in meiner Sicht, zum großen Teil beide letztlich dem Wunsch nach bestmöglicher gesellschaftlicher und gemeinschaftlicher Bewältigung von großen Problemen. Zum ersten Mal seit Langem regten sich in unterschiedlichen, oft sogar sich feindselig artikulierenden Segmenten der Gesellschaft wieder Impulse, politisches Verhalten aus Prinzipien einer guten Gesamtentwicklung abzuleiten.

 

Zur besonderen Entwicklung und Rolle Deutschlands

möchte ich noch einige Bemerkungen anschließen.

Wahrscheinlich zeigen sich in diesem Land bestimmte Widersprüche der internationalen Entwicklung in sehr deutlicher und möglicherweise auch besonders zerstörerischer Weise.

Als Deutscher fühle ich mich diesem wunderbaren Land und den Tiefen seiner Entwicklung, soweit ich sie verstehe, natürlich verbunden. Es hat in bestimmten Phasen radikal Böses hervorgebracht, aber zu anderen Zeiten auch immense Impulse der Aufklärung, des Humanismus, des sozialeren Wirtschaftens (man denke hierbei an die frühere Arbeiterbewegung etwa der Zeit vor dem 1. Weltkrieg).  Beispielsweise sind in der sog.  deutschen Klassik der Zeit um 1800 (man denke an die Zentren wie Weimar und Jena, an Goethe, die Humboldts, Hegel und zahlreiche andere) die Grundlagen der Entwicklung von Natur, Gesellschaft und Kultur tiefgründig durchdacht worden, noch bevor die meisten modernen Wissenschaften sich konkret entwickeln konnten. Vielleicht haben die Nazis nicht ohne Absicht das KZ Buchenwald direkt neben Weimar platziert.

Im 20. Jahrhundert wurde das Land zudem ein Brennpunkt der globalen Großmachtrivalitäten. Ich meine hier nicht nur, dass arrogante und gierige Führungsschichten Deutschlands zweimal versucht haben, in die Riege der großen Imperialisten vorzustoßen (zunächst in Form des Militarismus und Imperialismus, der wesentliche Anteile an der Konstellation des 1. Weltkriegs hatte, dann in der Form des nationalsozialistischen Eroberungs- und Versklavungswahns), sondern auch, dass das Land selbst Objekt und Schauplatz der Rivalitäten der wirklichen Großmächte war und bis heute ist.

Deutschlands heutige Lage kann noch immer unter dem Aspekt beschrieben werden, dass es eine Mittelstellung zwischen „Ost“ und „West“ einnimmt. Bereits im Ausgang des 1. Weltkriegs baute sich die Spannung zwischen den beiden größten Mächten der folgenden Jahrzehnte auf, den USA einerseits und andererseits dem (zumindest im Ansatz) revolutionären Russland, der Sowjetunion plus dem großen Schwarm der gegen den westlichen Kolonialismus kämpfenden Länder wie China, und diese Spannung zerriss dann 1945 buchstäblich das Land in zwei Teile.

Gemäß einer geostrategischen Doktrin, die bereits mindestens ab etwa 1900 immer wieder aus den USA verlautete, darf der eurasische Doppelkontinent – von Portugal bis Wladiwostok oder Hongkong – unter keinen Umständen sich zu einer politischen Einheit vis a vis dem globalen Neokolonialismus der USA entwickeln, sondern muss immer in Spaltung gehalten werden. Andernfalls entstünde eine Macht, der die außenstehenden USA nicht mehr gewachsen wären.

Krasseste Ausformungen dieser auch und gerade von den USA seit mehr als hundert Jahren betriebenen Spaltung des eurasischen Kontinents waren die Einverleibung des im 1. Weltkrieg  geschlagenen Deutschland nach 1918 in die westliche Allianz gegenüber der entstehenden Sowjetunion, gipfelnd im Hitlerschen Schlag von 1941, der die Sowjetunion vernichten sollte und im Hintergrund langfristig  von maßgeblichen Kräften in US-Establishment mit vorbereitet worden war, und dann die „Blockkonfrontation“ an der innerdeutschen Grenze von 1945 bis 1989.

Im Zeichen der Rivalität um die Ukraine sind wir erneut Zeugen einer intensivierten Einbindung Deutschlands in westliche Interessen und Militärstrategien gegenüber Russland – und dem mittlerweile als dessen Hintergrundmacht erscheinenden China.

Allerdings hat diese West-Einbindung unseres Landes (wie man sie gröblich vereinfachend nennen könnte) niemals gut zu seiner eigenen Lage, zu den Interessen der meisten Bürger und zu seiner Kultur gepasst und folglich wurde ihr von innen heraus auch immer wieder entgegengearbeitet. Ein relativ bekanntes Beispiel kann unter Stichworten wie „Rapallo“ nachgelesen werden. Erhebliche Teile der deutschen Oberschichten, auch seiner militärischen Führungsgruppen, waren dann Gegner der Ostpläne der Nazis und wurden von ihnen entmachtet.

In unseren letzten Jahrzehnten waren die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland erneut zu großer Bedeutung für beide Seiten gewachsen und mussten durch krasses Eingreifen wie die Zerstörung von Northstream 2 kupiert werden[4]. Auf eine grobe Formel gebracht, passt die geografisch und geschichtlich gegebene Zwischenstellung Deutschlands heute erneut nicht den US-Interessen, mit der Folge, dass nun schwere Angriffswaffen und Befehlszentren der USA gegenüber Russland in Deutschland postiert werden. Ich nehme mit einer derartigen Feststellung allerdings in keiner Weise Partei für Interessen des russischen kriminellen Oligarchenregimes, das in seinem ausbeuterischen und autoritären Charakter sich nicht wesentlich von dem der USA unterscheidet.

Mir scheint es jedoch manchmal etwa so: in der gegenwärtigen globalen Auseinandersetzung um Beherrschungs- und Einflussregionen, die derzeit die USA und einige ihrer Verbündeten sich reiben lässt mit Russland und dessen Hintergrundmacht China, könnten die USA darauf setzen, Russland zu schweren militärischen Schlägen gegenüber Deutschland zu provozieren. Damit hätten sie ein langandauerndes lästiges und störendes Problem einigermaßen final aus der Welt geräumt, nämlich mit der Unzuverlässigkeit auch gleich die Existenz Deutschlands mitsamt seiner vermaledeiten  Zwischen- und Mittlerstellung. Vielleicht bliebe eine stark reduzierte und demoralisierte Restbevölkerung ohne international bedeutendes ökonomisches Potential, die man nicht besonders zu beachten bräuchte.

Zu einem derartigen Szenario – russische Atomwaffen auf Deutschland, die dieses Land im US-Interesse erledigen – passt auch recht gut die ökonomische Abwicklung Deutschlands, die mittlerweile – auch mittels der Zerstörung von Northstream2 – volle Fahrt aufzunehmen scheint. Was bereits etwa um 1975 sich abzeichnete, wird nun anscheinend zur dominanten Bewegung.

Damals wurde das Interesse an Verlagerungen von „deutschem“ Kapital ins Ausland bereits deutlich artikuliert und begann zu wesentlichen Umstrukturierungen zu führen. Als Beispiel für die heutigen Verhältnisse kann der VW-Konzern dienen, der heute den größeren Teil seiner Investitionen und Profite anderswo auf der Welt tätigt, vor allem in China. Im Trend dieser De-industrialisierung[5] sind auch solche merkwürdigen Entwicklungen zu sehen wie die mittlerweile fast vollendete Abhängigkeit Deutschlands von externen Lieferanten von Energie.

Eine Partei wie die Grünen war vom Kern ihrer ökonomischen Ziele her von Anfang an eher eine propagandistische Verkleidung dieses Kapitalstrends als eine wirkliche Umweltschutz- und Friedenspartei.

Das Szenario, das sich aus dem hier Skizzierten ergibt – weder wünsche ich es noch halte ich es für das einzige mögliche – sieht kurz und brutal so aus: nachdem die noch vorhandenen ökonomischen Stärken Deutschlands, die auch für das internationale kapitalistische Geschehen bisher unentbehrlich waren, geschleift wurden und das Land zum Austragungsort schwerer militärischer Konfrontationen umgerüstet wurde, kommen die Atombomben drauf und der Problembär ist beseitigt, finis Germaniae. Vielleicht für die Übriggebliebenen eine Situation voller Möglichkeiten, neue, bessere gesellschaftliche Formen zu entwickeln.

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Zusammenfassend möchte ich sagen, dass in manchen Entwicklungen, die sich in den letzten Jahren anscheinend zunehmend rasch und zunehmend verbreitet in manchen Köpfen in Gang gekommen sind, in unserem Land und natürlich auch an vielen anderen Stellen des Globus, sich bedeutende Ansätze für große gesellschaftliche Umwälzungen zeigen. Die geschichtliche Bewegung wird nicht nur von den dystopischen und katastrophalen Trends bestimmt, wie derzeit manche das befürchten, sondern auch von denjenigen Menschen, die bessere, nicht-ausbeuterische Verhältnisse konzipieren und durchsetzen können.

 

 

 

 

 

 

 

 

[2] Anschaulich das Werk von David Graeber und David Wengrow, „Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit“, das anscheinend dabei ist eine große Leserschaft zu gewinnen.

[3] Als Beispiele: die Aristokratien, die Sklaven, die Bourgeoisie, die Proletarier

[4] während die Wirtschafsbeziehungen zwischen den US-Konzernen einerseits und Russland und China andererseits sich ungeachtet militärischer Konfrontationen wie in der Ukraine offenbar relativ ungestört weiterentwickeln.

[5] dem nun auch die viele weitere inländische VW-Arbeitsplätze (und natürlich Weiteres, was daran hängt), zum Opfer fallen sollen, einigen deutlichen neuen Ankündigungen zufolge.

 

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Der Krieg gegen Deutschland

Mit dem Angriff auf ein russisches Radarzentrum wird die Lage bedeutend eskaliert und die Aussicht auf baldige Kriegshandlungen, auch und gerade auf deutschem Territorium, verdichtet.

Der Angriff hat mit einer Selbstverteidigung der Ukraine gegen russisches Vordringen nichts zu tun.

Wenn man überhaupt davon ausgehen will, dass es bei dem derzeitigen Krieg um die Verteidigung dieses Landes gegen russisches Großmachtstreben gehe, passt der Angriff schlecht zu dieser Sicht.

Das angegriffene Radarzentrum hat den Berichten zufolge die Aufgabe, Raketen, Marschflugkörper etc., die in russisches Territorium eindringen sollen, rechtzeitig zu entdecken, um Gegenmaßnahmen zu ermöglichen. Wenn diese und andere ähnliche Anlagen diesen Zweck nicht mehr erfüllen können, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die russische Führung ihrerseits Anlagen in Europa angreift, von denen aus Raketen, Marschflugkörper etc. starten können, bzw. von denen aus solche militärischen Operationen gesteuert werden. Es ist bekannt, dass bspw. in Ramstein oder Stuttgart zentrale Führungsstellen der USA bzw. der NATO unterhalten werden. Der Einsatz von Raketen, Marschflugkörpern, auch von Atomwaffen seitens der russischen Führung gegen solche Ziele in Deutschland, möglicherweise auch anderswo  auf europäischem Territorium, rückt mit dem Angriff auf das russische Radarzentrum nun deutlich näher.

Dass die ukrainische Führung von sich aus mit eigenen Waffen die Zerstörung des russischen Radarzentrums unternommen haben könnte, um sich gegen die Niederlage an den ukrainischen militärischen Fronten zu wehren, ist höchst unwahrscheinlich. Schon einmal deswegen, weil dieses Zentrum  mit den Kämpfen auf ukrainischem Boden nichts zu tun hat, und auch, weil die ukrainische Führung, was ihre Bewaffnung, ihre Drohnen usf., ihre Informationen über das russische Militär und ihre ganze Strategie betrifft, hochgradig von den USA etc. abhängt.

Eine andere Konstellation zeichnet sich, meine ich, immer deutlicher ab:

Die USA befinden sich seit langem in einer geostrategischen Auseinandersetzung mit dem Hauptrivalen China, die an vielen Fronten geführt wird, verdeckt oder offen. Es geht nicht nur um das südchinesische Meer, Taiwan, Myanmar, den Kaukasus etc., sondern auch darum, ob Russland mit seinem noch immer vorhandenen militärischen Potential noch stärker an die Seite Chinas rückt und die chinesischen geostrategischen Kräfte und Möglichkeiten stärkt. Es geht auch darum, ob die nichtrussischen Teile Europas, deren Kraftzentrum Deutschland ist, in die US-Strategie eingebunden werden können, die auf Russlands Schwächung zielt. Russland als potentieller militärischer Partner Chinas muss in den Augen dieser westlichen Strategen entscheidend geschwächt werden, wenn es  denn sich nicht gegen China in die Absichten der USA einspannen lässt. Gegenwärtig deutet Vieles darauf hin, dass die USA derzeit auf eine entscheidende Schwächung Russlands hinarbeiten, bspw. auf eine schwere militärische Niederlage Russlands und/oder auch einen Putsch, der eine USA-freundlichere Führung herbeiführen würde.

Hier kommt die traditionelle Zwischenstellung Deutschlands und anderer europäischer Staaten wie Polen, Ungarn, Rumänien, Schweden etc. erneut und verschärft wieder ins Spiel.

Ohne dass diese Staaten von den USA davon abgebracht werden, immer wieder wie in der Vergangenheit eine klarere militärische Frontenbildung auf ihren eigenen Territorien gegen Russland zu verhindern und mit ihren erheblichen ökonomischen Kräften im Austausch mit den russischen Potentialen die russischen Kräfte zu stärken, kann ein entscheidendes geostrategisches Plus der USA gegen ein mit China verbündetes Russland und damit gegen China selbst nicht zustande kommen.

Die Zerstörung von Northstream 2 war ein Symptom und ein Signal, wie es in diesem Spannungsfeld der deutschen Ökonomie und dem gesamten politischen System Deutschlands ergehen kann. Hier wurde signalisiert: wenn ihr nicht von Euch aus bereit seid, die Kooperation mit Russland entscheidend herunterzufahren, dann werden wir drastisch eingreifen.

Der Angriff auf das russische Radarzentrum enthüllt nun deutlicher als zuvor die Perspektive, dass seitens der US-Geostrategen auch Deutschland weiter, viel tiefgehender als bisher geschwächt werden muss, weil anders das Problem Russland nicht in ihrem Sinne zu bewältigen ist.

Es ist bereits seit längerem eine Deindustrialisierung im Gange, die Deutschland als einen wesentlichen ökonomischen Baustein der westlichen Stärke nun bald weitgehend wegfallen lassen könnte. Diese Deindustrialisierung wird seit Jahrzehnten auch von inneren Kräften wie den Grünen und erheblichen Teilen des deutschen Kapitals vorangetrieben und ist spätestens seit der Ära Merkel gemeinschaftliches Treiben auch der übrigen politischen Parteien des Landes; sie hat durch die Northstream-Sprengung weitere starke Impulse erhalten. Wenn das Land aber als ökonomisch stärkender Faktor der westlichen Geostrategie zunehmend wegfällt, was hindert diese noch daran, es von Grund auf zu ruinieren und nun endlich ein für alle Mal die permanente historische Störung, die es für die  – grob gesprochen: – ‚angelsächsischen‘ Interessen immer wieder mit sich gebracht hat, aus dem Weg zu räumen? Und wie passend wäre es, wenn man das nicht selber besorgen müsste, sondern „die Russen“ die Drecksarbeit machen ließe?

So gesehen, könnte der Angriff auf das russische Radarzentrum ihrem eigentlichen Sinne nach  die Provokation sein, mit der man die russische Führung nun zu atomaren Angriffen auf Ziele in Deutschland bewegen könnte.

Man hätte mehrere Eisen dabei im Feuer: endlich ein für alle Mal auch den Deutschen und Europäern klar zu machen, dass ihre eigentliche Bedrohung von Russland ausgehe. Ein für alle Mal die ökonomischen und kulturellen Potenzen Deutschlands und damit Europas auf ein bescheideneres Maß herunterzubringen und den „störenden“ Impulsen einer selbständigeren geostrategischen Politik die Grundlage zu entziehen.

Es könnte auch die Variante eine Rolle spielen, den russischen Eliten klar zu machen, dass sie untergehen, wenn sie starrsinnig sich gegen die Ausbreitung der USA-Macht in der Ukraine etc. weiterhin wehren, militärisch in Deutschland eingreifen und dann völlig diskreditiert und ohne Stützen, sich nur noch auf das Bündnis mit China verlassen könnten und über kurz oder lang von diesem viel stärkeren „Freund“ einkassiert würden.

Für die Bevölkerung Deutschlands und angrenzender Länder wird nun möglicherweise etwas klarer, dass es keine Zukunft im herrschenden System der globalen Ausbeutung und globalen Rivalität gibt, In diesem System unterscheiden sich China und Russland etc. nicht prinzipiell von dem westlichen militarisierten Kontrollkapitalismus. Dieses globale System eröffnet nun gerade auch den Deutschen und den Europäern düstere Aussichten auf Kämpfe ums Überleben unter Bedingungen ständiger, auch atomarer Kriegführung auf dem eigenen Territorium.

Wenn diese Sicht klarer wird, entstehen viele weitere neue Impulse, die Gesellschaft von Grund auf anders neu zu organisieren.

 

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