9/11 und die globale kapitalistische Krise – journalistische Hinweise aus Großbritannien

Jeremy Warner zeigt sich in einem Kommentar (“Telegraph”, 08.09.2011) etwas abweichlerisch gegenüber dem dümmlichen und langweiligen Getue, das zum Anlaß des zehnten Jahrestags der Ereignisse des 11.September 2001 von den Medien produziert wird.

Er sieht immerhin den Terrorismus als sekundär und die globale kapitalistische Krise, die spätestens mit dem Platzen der dotcom-Blase in 2000 bzw. schon 1997/98 mit der sog. Asienkrise offenkundige Ausbrüche erlebte, als primär. Wichtiger in ihren langfristigen Auswirkungen als die Aktionen, die er Osama bin Laden zuschreibt, seien die politischen und ökonomischen Maßnahmen der Zeit gewesen.

„Die politischen Maßnahmen, die gegen diese beiden Ereignisse ergriffen wurden – zunächst die dramatische Akkumulation von Devisen seitens asiatischer Volkswirtschaften, um sich gegen zukünftige Krisen zu wappnen, und dann die Politik des leichten Geldes seitens der Fed, um mit den Auswirkungen des dotcom-Booms fertig zu werden – sollten direkt zum heutigen meltdown der Banken und den begleitenden rollierenden Folgen von Schuldenkrisen führen.“

Die wahrscheinlich größte Kreditblase aller Zeiten sei von den USA und den entsprechenden europäischen politischen Kräften entfesselt worden, um die Ökonomie trotz der Krise am Laufen zu halten. Warner stellt die Frage, ob nicht derselbe Weg – weitere Kreditaufblähung, um die Illusion wachsender Prosperität im Westen aufrechtzuerhalten – eingeschlagen worden wäre, wenn es 9/11 nicht gegeben hätte.

Was den Krieg in Afghanistan betrifft, so wurde er bekanntlich schon vor 9/11 als strategische Maßnahme  der USA geplant; der Irak-Krieg hatte überhaupt keinen Zusammenhang mit 9/11 und gehörte gleichermaßen zur langfristigen globalen militärischen Strategie der USA. Das muß hier kurz angedeutet werden, weil Warner diese Kriege quasi als Fehler der USA abtut, die sie sich eigentlich nicht leisten könnten („unaffordable“). Auf diesem Feld geht Warner der Analyse leider völlig aus dem Weg, die er im Ökonomischen anklingen läßt.

http://www.telegraph.co.uk/finance/comment/jeremy-warner/8750703/911-How-Osama-bin-Laden-caused-our-banking-meltdown-and-financial-crisis.html

Der Titel, den der Warnersche Kommentar bekommen hat („How Osama-bin-Laden caused….“), gibt seinen Ansatz falsch wieder. Warner bezweifelt ja gerade, daß „Osama“ solche gravierenden Entwicklungen verursacht habe.

Ich möchte hier daran erinnern, daß im Jahre 2001 schon in den ersten Klarstellungen zu der offiziellen „Terrorismus!“- Propagandamasche die damalige Gruppe Neue Einheit und die Redaktion Neue Einheit, unter der Leitung von Hartmut Dicke, die Frage gestellt haben, wie tief die kapitalistische Krise sein muß, wenn von den führenden kapitalistischen Zentren zu solchen politischen Manövern gegriffen werden muß. Siehe  z.B.:

http://www.neue-einheit.com/deutsch/is/is2001/is2001-33.htm

http://www.neue-einheit.com/deutsch/is/is2001/is2001-34.htm

 

 

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