Militärische Fragen Europas. Syrien, Zypern, die Türkei, sowie dahinterstehende Mächte

Lesehinweis:

http://www.leap2020.eu/GEAB-N-66-ist-angekommen-Alarmstufe-Rot-Umfassende-weltweite-Krise-September-Oktober-2012-Wenn-die-sieben-Trompeten-vor_a11092.html

Diese Leute vom „GEAB“, die ich schon früher gelegentlich verlinkt habe wegen ihrer deutlichen Sprache gegenüber dem „angelsächsischen“ Treiben und ihrer Betonung der europäischen Zukunft,  sind zwar notorisch unkritisch gegenüber den europäischen Zerfallserscheinungen und Fundamental-Schwächen, der Korruption, dem Bürokratismus, der Mafiotisierung, dem Ökologismus etc., und mE auch zu optimistisch hinsichtlich der kommenden Selbstbehauptung und Erstarkung des kapitalistisch-bürokratischen EU-Gebildes. Ob dieses nicht zusammenbricht, statt sich innerlich zu stärken und zu demokratisieren, wie das der GEAB unverdrossen hofft, muß sich erst noch zeigen.

 

Aber immerhin sprechen diese GEAB-LEAP-Leute einen Aspekt mit einiger Deutlichkeit an: den militärischen.

 

Frankreich sei unter Hollande still und leise dabei, die militärische Zusammenarbeit mit Großbritannien zu liquidieren und stattdessen die Zusammenarbeit mit Deutschland und den Ländern des Kontinents zu beleben. Der – lt. GEAB – „kommende“ (europäische) „Integrationsschritt wird beinhalten, „dass Deutschland bereit ist, für europäische Schulden zu bürgen, wenn Frankreich im Gegenzug bereit ist, seine atomare Abschreckung mit seinen europäischen Partnern (zumindest denen von Euroland) zu teilen.“

 

In einem politischen Umfeld, das lt. GEAB von bröckelndem Vertrauen in die Schutzgarantie der USA sowie von baldigen schweren kriegerischen Ereignissen in der Nachbarschaft geprägt ist (der GEAB nennt: a) Israel- USA-Iran; b) Syrien; und postuliert c) keck „die Golfstaaten werden von den Herbststürmen hinweggefegt“), dürften die militärischen Fragen Kontinentaleuropas in der Tat sehr rasch und sehr deftig in die öffentliche Debatte einbrechen. Auch dies ein Feld, wo die jahrzehntelange ökologistisch-pazifistische Verdummbeutelung auch und gerade der Deutschen sich als gefährliches politisches Hindernis betätigen dürfte und den Gegnern reichlich politische Ansatzpunkte für ihre Diversion und Sabotage liefern dürfte.

 

Ist es etwa die Türkei-Zypern-Frage, die bei einer weiteren Zuspitzung die europäische Einheit bald hart testen wird? Bspw. bei einer offenen militärischen Konfrontation zwischen einer Koalition, die aus USA, Israel und den sunnitisch-islamistischen Golfstaaten einerseits bestehen könnte, einer anderen Koalition mit Iran-Syrien (evtl. Russl) andererseits? Verdeckt oder vorerst noch gebremst ist diese Konfrontation längst im Gange. Könnte, von diesem Konflikt ausgehend, nicht möglicherweise schon sehr bald ein Test auf die europäische Einheit, Sicherheit und Festigkeit unmittelbar militärisch durchgeführt werden?

 

Jedenfalls liegt allein schon in der Türkei-Zypern-Situation, vor dem Hintergrund der im Gang befindlichen Eskalation der Auseinandersetzung um Syrien, schon genügend Konfliktstoff. Das bedeutet allerdings nicht, daß dort der Konflikt ausbrechen muß; die internationalen Spannungen, der Kampf der großen kapitalistischen Blöcke und das Streben der bankrotten Mächte nach Krisen-Ablastung auf die Konkurrenten kann sich auch andere Bruchlinien suchen.

 

Um das gewählte Beispiel aber etwas weiter – wohlgemerkt noch immer hypothetisch! – zu detaillieren: man denke daran, daß die Türkei (völkerrechtswidrig, aber nicht ohne Rückhalt bei USA etc.) noch immer einen Teil Zyperns besetzt hält, d.h. ein Stück eines Staates, der Mitglied der EU und der Eurozone ist. In Gestalt dieser großen Insel liegt quasi ein fest verankerter Flugzeugträger im südöstlichen Mittelmeer, vor den Küsten Syriens, der Türkei, Libanons, Israels, im weiteren auch Ägyptens und Tunesiens. Genauer gesagt handelt es sich, eben wegen der empörenden Teilung der Insel, um zwei Flugzeugträger, deren konfrontative militärische Inanspruchnahme durch zwei verfeindete Konflikt-Koalitionen durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Außerdem hat noch immer Großbritannien, der Allzeit- und Mehrzweck-Joker der USA im europäischen Spiel, militärische Sonderrechte und Stützpunkte auf Zypern. Die Türkei dürfte auch von der finanziellen Seite her, nicht nur der religiösen (sie wird von einer sunnitisch-islamistischen Partei regiert) wahrscheinlicher auf Seiten Saudi-Arabiens und Israels zu finden sein als auf einer anderen oder in der Neutralität.

 

Wenn es zur Militärintervention bestimmter Mächte gg. Syrien kommen sollte und Syrien sich im Verbund bspw. mit der libanesischen Hisbollah, Iran, aber vielleicht auch mit Zypern, auch Griechenland und evtl. Russland (dessen einziger Seekriegshafen im Mittelmeer das syrische Tartus ist) zur Wehr setzt, fliegt die NATO, vermittelt über den Konflikt ihrer beiden Mitglieder Griechenland und Türkei, auseinander.

 

Es kann zu – international hochkarätig besetztem – Seekrieg im Mittelmeer und evtl. auch zu Landoperationen, etwa innerhalb Zyperns oder am Bosporus, der Landgrenze Griechenland-Türkei, kommen. Zusätzlich gibt es, bestückt durch die zahlreichen Inseln zwischen Griechenland und der Türkei, eine hochproblematische Seegrenze beider Länder im östlichen Mittelmeer.

(In Süditalien sind evtl. die verschiedenen mafiotischen Regionalregierungen und der bei ihnen verankerte chinesische Einfluß zu beachten. Das bankrotte Spanien wurde jüngst von Saudi-Arabien mit der Aussicht auf die Beteiligung an einer ziemlich riesigen Lieferung deutscher Panzer an den Golfstaat umworben. Diese beiden Beispiele nur als kleine Hinweise auf mögliche inner-europäische Bruchlinien.)

 

Ausweitungen solcher Kriegsschauplätze auf weitere europäische Territorien sind mE keineswegs ausgeschlossen, und wessen Seite, hintergründig oder sogar offen, die USA begünstigen und stärken werden, darf dreimal geraten werden.

 

Wie gesagt, hier liegt nur eines der hypothetisch möglichen, aber auch nicht unwahrscheinlichen militärischen Konfliktszenarios im unmittelbaren europäischen und Europa-benachbarten Raum, eines der Szenarios, die bisherige Bündnisse als hohl auffliegen lassen und evtl. neue Koalitionen erzwingen können.

 

Die Frage der militärischen Sicherung der enger verbundenen europäischen Staaten (d.h. Kontinentaleuropas ohne GB, aber unter Einschluß Zyperns, ohne das türkisch besetzte Nordzypern) gegenüber größeren militärischen Bedrohungen, sogar gegenüber existentiellen Drohungen seitens gewisser militärischer Großknüppelschwinger ist offensichtlich hoch akut und müßte eigentlich das gesamte Weltbild und Lebensgefühl des deutschen, und wohl nicht nur des deutschen, Normalbürgers erschüttern.

 

(Ich habe mehrfach in früheren Beiträgen darauf hingewiesen, daß die Europa-Fragen auch eine militärische Dimension haben. In Umkehrung dessen, wie die offiziellen Medien diese militärischen Fragen bisher verzwergt bzw. geleugnet haben, könnten sie sich bald ziemlich riesig bemerkbar machen. Daß europäische politische Führer wie eine Merkel oder etwa die deutsche Generalität, unter dem prinzipiell selbstverleugnenden deutschen politischen System mental sozialisiert und diszipliniert, diesen Fragen gewachsen seien, sollte man besser nicht unterstellen.)

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