In der “Asia Times Online” werden ökonomische Hintergründe der Unruhen in der Türkei beleuchtet. Einem Artikel zufolge, der mit „The economics of the ‚Turkish Spring‘“ überschrieben ist, wurde der „ökonomische Erfolg“ der Türkei in den letzten Jahren in den Medien generell weit übertrieben. Nach Ansicht des Kommentators der „AToL“, David P. Goldman, der oft unter dem Namen „Spengler“ schreibt, handelt es sich in Wirklichkeit weitgehend um eine ökonomische Blase, die von extremen Steigerungen der Auslandsverschuldung der Türkei und der inneren Verschuldung der türkischen Verbraucher getrieben wurde, nun an ihr Ende komme und die Masse beunruhige. Man lese Details unter:
http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/MID-02-030613.html
Zum Autor Goldman muß angemerkt werden, daß er mit Äußerungen von Sympathien und Antipathien aus seiner politischen Einstellung heraus nicht gerade zimperlich umgeht. Er ist ein Wall-Street-Insider und, so mein Eindruck aus mehreren früher in „ATtoL“ veröffentlichten Beiträgen, insbesondere mit dem zionistischen Staat Israel besonders eng verbunden, zumindest mental. Schon von daher ist es geraten, seine Beiträge unter dem Aspekt seiner grundsätzlichen Vorurteile kritisch aufzunehmen. Jedoch könnte es durchaus sein, daß er im Falle dieses Artikels über die Türkei einiges an wichtigen Fakten zusammenträgt.
Unabhängig von den Einschätzungen Goldmans gibt es in der Gesellschaft und Politik der Türkei sicher genügend Gründe für Demonstrationen und Kämpfe gegen die herrschenden Kräfte, und die jetzigen Ereignisse scheinen geradezu frischen Wind herüberzuwehen. Andererseits muß ein Auge darauf gerichtet werden, welche inneren und internationalen Kräfte im Hintergrund mit den jetzigen Aufwallungen ihre eigenen Ziele zu befördern gedenken, und die müssen nicht in jedem Fall besser sein als die der gegenwärtigen Regierung und ihrer Hinterleute.
Ergänzung 05.06.13: einen Tag nach diesen letzten Zeilen bringt die AToL einen Beitrag mit Mutmaßungen über Machtkämpfe innerhalb der AKP, der Partei Erdogans:
http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/MID-01-050613.html
Der Kommentator mutmaßt, daß hinter den Bemühungen, Erdogan als den Hauptbösewicht und andere Persönlichkeiten wie Staatspräsident Gül als die konzilianteren Politiker erscheinen zu lassen, Kräfte wie der islamische Fundamentalist Fetullah Gülen, die USA und die Saudis stecken könnten. Ob das so ist, kann ich nicht beurteilen, doch ist es grundsätzlich sicher angebracht, die medialen Bewertungen bestimmer Politiker auf ihre politischen Hintergründe hin abzuklopfen. Der Kommentator, M. Bhadrakumar, steht Erdogan wesentlich positiver gegenüber als David P. Goldman, der zumeist eindeutig vom Standpunkt Israels aus schreibt. Mag sein, daß bestimmte Bestrebungen Erdogans hier nicht gut angekommen sind.
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Ich verspreche jede sachlich irgendwie relevante Zuschrift dann im Anhang zu dem betr. Beitrag zu veröffentlichen, auch wenn sie mit meinen Ansichten garnicht übereinstimmen kann.