Indonesien, die gesellschaftlichen Nachwirkungen der Massaker von 1965-66 und ein Film, der die öffentliche Diskussion anregt

“Asia Times Online” bringt eine Interview mit dem Filmemacher Joshua Oppenheimer, der über die Massenmorde an den Mitgliedern der Kommunistischen Partei Indonesiens in den Jahren 1965-66 durch den Putschisten General Suharto und seine Killertruppen einen Film geschaffen hat, zusammen mit Christine Cynn („The Act of Killing“).

http://www.atimes.com/atimes/Southeast_Asia/SEA-02-090813.html

Oppenheim berichtet, wie im Laufe eines anderen Filmprojekts in Indonesien er und Cynn nach und nach auf die allgegenwärtigen Spuren dieses größten und brutalsten reaktionären Umsturzes der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg gestoßen sind.

(Für meine Leser rekapituliere ich hier ganz kurz die wichtigsten historischen Fakten, die hierzulande noch immer kaum bekannt sein dürften:

In Indonesien bestand bis 1965 eine Regierung unter dem Präsidenten Sukarno, die aus dem Freiheitskampf gegen den niederländischen Kolonialismus hervorgegangen war, sich auf erhebliche Teile der indonesischen Gesellschaft stützen konnte und eine Politik der Blockfreiheit, des Zusammenschlusses mit anderen Befreiungsbewegungen der Dritten Welt und u.a. auch mit der Volksrepublik China betrieb. Die Regierungskoalition Sukarnos stützte sich u.a. auch auf die Kommunistische Partei Indonesiens, die damals rund 3 Millionen Mitglieder zählte. Die USA und andere stifteten 1965 eine  Generalsclique unter einen gewissen Suharto zu einem bewaffneten Umsturz an, in dessen Zuge viele Hunderttausende Mitglieder der Kommunistischen Partei sowie viele andere politisch und gesellschaftlich aktive Menschen brutal umgebracht wurden, durch paramilitärische Organisationen und  u.a. auch durch aufgehetzte islamische Gruppen.  „Amnesty International“ spricht von bis zu einer Million Massakrierter. Viele Morde geschahen nach Listen, die der CIA erstellt hatte. Das Regime Suharto konnte sich danach halten, bis es 1998 im Zuge großer Unruhen in der indonesischen Gesellschaft gestürzt wurde.)

Oppenheimer erläutert zunächst einmal die ungewöhnliche Methode des Films, nämlich Killer von 1965-66 selbst ihre Taten filmisch nachspielen zu lassen, derer sie sich bis dahin stets nur gerühmt hatten, und wie sie nach und nach mühe- und schmerzvoll zu einer anderen Bewertung ihrer Taten kommen. Er erwähnt auch die Allgegenwart der Killer von 1965-66 noch in der heutigen indonesischen Gesellschaft, die Angst der Menschen, sie könnten eine Neuauflage der Ereignisse von 1965-66 erleben müssen, wenn sie sich auch nur gewerkschaftlich organisieren würden, den Karrierismus und die Korruption, die auf den damaligen Taten aufgebaut wurden. Schließlich weist er darauf hin, daß fast alles, was heute aus dem „globalen Süden“ an Waren zu uns kommt, unter Bedingungen produziert wird ähnlich denen, die Putsche wie der  indonesische geschaffen haben. Letzteres mag zwar einiger historischer Differenzierungen bedürfen, aber ein Kern Wahrheit ist darin.

Dieses Interview ist mE lesenswert.

[Kleine Nachbesserungen 10.08.2013]

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