Hierzu Bemerkungen des italienischen Journalisten Francesco Sisci über strukturelle Schwächen des chinesischen Sozial- und Eigentumssystems. Die chinesische Mittelklasse, mittlerweile vielleicht ein Drittel der Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen, habe aus solchen Gründen wenig Anlass zur Loyalität gegenüber dem gegenwärtigen Regime im Falle von Krisen, auch bspw. im Falle ökonomischer Einbußen infolge einer Zuspitzung des Konflikts mit den USA.
Was diese Mittelklasse derzeit noch politisch ruhig halte, seien die einstweilen noch bestehenden, allerdings sich aber eintrübenden Aussichten auf individuellen Einkommens-Zuwachs. Weitere Zuwachs-Chancen für die chinesische Ökonomie seien nur unter ganz bestimmten internationalen Bedingungen zu erwarten. Diese sind aus Sicht Siscis wohl wünschenswert, aber nicht unbedingt wahrscheinlich. Ob seine gesellschaftspolitischen Vorstellungen, bspw. mehr Freiheit für internationale Investoren in China, überhaupt angemessen sind, kann man darüber hinaus jedenfalls mit Fragezeichen versehen.
Siscis Analyse der grundsätzlichen sozialen Unsicherheit und politischen Rechtlosigkeit auch der Mittelschichten in China finde ich jedenfalls aber sehr bemerkenswert. (s. dazu auch die Ansichten anderer Autoren, Holslag und ten Brink, die ich in meinem Beitrag v. 16.5.16 ausführlicher referiert habe.)
Wenn es allerdings um die Möglichkeit größerer politischer, evtl. auch militärischer Zuspitzungen zwischen den USA und China geht, ist Sisci – in meiner Sicht – zu schmalspurig. Im Falle solcher Entwicklungen kämen mE auch politisch-kulturelle Faktoren vehement ins Spiel, die auf der anderen Seite in die Waagschale fallen dürften. Hier wäre der in China ziemlich starke nationale Zusammenhalt gegenüber den alten kapitalistischen Mächten zu nennen, insbesondere denen, die in der Vergangenheit mit imperialistischen Verbrechen gegenüber China sich beladen haben, bzw. – aus chinesischer Interessenlage heraus – sehr leicht fortdauernder imperialistischer Bestrebungen verdächtigt werden können, sofern sich diese gegen Chinas Anspruch auf den Aufstieg zur Weltmacht Nr. 1 richten; gemeint können hier nur die USA sein. Sollte es zu solchen Zuspitzungen kommen, dann würden wohl auch schwere ökonomische Einbußen den chinesischen nationalen Zusammenhalt wenig gefährden.
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