Dummheit meets Kultur – Deutsche Telekom vs. Beethoven

Die deutsche Telekom hat angeregt und finanziert ein Vorhaben, „Beethovens 10. Sinfonie“ von „Künstlicher Intelligenz“ weiterkomponieren zu lassen.

Die zu erwartenden Resultate werden zwar wohl keinen Schaden anrichten und bald in der Versenkung verschwinden, nachdem das Reklamegetöse verebbt und zu anderen schlechten Einfällen übergeleitet worden ist – aber Sorgen machen muss man sich um den Geisteszustand des Managements.

Die  deutsche Telekom ist bisher –meines Wissens – noch selten durch besondere technische Leistungen oder finanziell besonders erfolgreiches Management aufgefallen. Auf der anderen Seite füllen die Klagen inländischer Kunden über schlechte Versorgung durch die Telekom seit Jahrzehnten ganze Bibliotheken, würde man sie denn ausdrucken, bzw. nehmen beträchtlichen Speicherplatz ein.

Das Besondere an dem, was wir als Kunst wahrnehmen, sei es in der Musik, in der Malerei etc. liegt gerade darin, dass wir das Ausbrechen aus irgendwelchen Algorithmen miterleben können, auch bei Werken, die schon mehrere hundert Jahre alt sind. Gerade Beethoven lässt in seiner Entwicklung als Komponist deutlich werden, dass  es – natürlich immer auf der Grundlage etablierter Formen und Ausdruckselemente – auf das überraschend Neue, Unerwartete ankommt, die kreative Umwandlung des Alten in Neues, die individuelle menschliche Kraft, das Leben zu erfassen und zu gestalten. Wenn wir uns mit solchen Kunstwerken einlassen, auch noch heute, Jahrhunderte nach ihrer Entstehung, regen sie uns in genussvoller Weise an, die Welt unschematischer zu erleben und besser zu verstehen. (Das Gegenteil übrigens zur fortschreitenden kapitalistischen Verwandlung des Lebens in standardisierte Warenhäppchen, die mit enorm aufgeblasenen Glücksversprechen einherkommen und sie nicht einlösen können.)

Auf die Idee, ein Computerprogramm könne diesen Grundzug von Kunst simulieren, können nur Leute kommen, die weder von Kunst noch von menschlicher Intelligenz überhaupt das Wesentliche erfasst haben.

Es ist kein Wunder, dass solche Leute auch keine wirklich guten Manager eines Unternehmens sein können, das durch seine Größe und seine Stellung in der Gesellschaft eigentlich dazu gezwungen wäre, innovative Spitzenleistungen hervorzubringen. Das ist der DeutschenTelekom seit Jahrzehnten erspart geblieben, u.a. weil sie immer noch Elemente ihrer früheren Monopolstellung nutzen kann und darin von unserer politischen Kaste gestützt wird.

 

 

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