Der Beitrag von Werner Rügemer in der „Telepolis“ v. 02. März 20 ist aus verschiedenen Sichtwinkeln lesenswert.
Er skizziert die Sozialgeschichte des UK seit 1945, findet deutliche Worte für den kapitalistischen Fanatismus der Thatcher ff. über „New Labor“ bis hin zu Boris Johnson und den „Brexit“; die „Gossenpresse“ a la Murdoch, den seit langem wachsenden Zugriff des US-Kapitalismus vor allem auf die City of London, das Finanzzentrum, das auch für die EU bisher eine Schlüsselrolle spielt, usf.
Wenn Rügemer klarstellt, dass die erzkapitalistische, von einem „arroganten und asozialen Millionärspack“ betriebene Propaganda des „Brexit“ „die bisher massivste Form des Populismus und der politischen Rechtsentwicklung in Europa“ darstellt, hat er mE einen wichtigen Treffer erzielt.
Es wird in unserer Öffentlichkeit gern darüber geklagt, wie inhuman, wie bodenlos Populisten und ihre wackligen „Parteien“ oder Kampagnen-organe seien; das ist sicher nicht falsch, aber welche Millionärs- und Milliardärs-schichten, welche typisch kapitalistischen Interessen und Strategien im Hintergrund wirken und „Populismus“ inszenieren, diese Frage scheint mir erst einmal fast völlig zu fehlen. Sie ist aber fundamental wichtig. Wenn selbst eine – mehr oder weniger offizielle – Linke in unserem Land zu derartigen Fragen nicht in der Lage ist, muss man wohl von einer weit umfassenden Etablierung kapitalistischer Denk- und Verhaltensmuster in unserem öffentlichen Leben ausgehen. Und dann ist es kein Wunder, wenn „Populisten“ aller Schattierungen einstweilen bequem operieren und sich ausbreiten können.
Den zweiten Teil von Rügemers Analyse, der heute erschienen ist, konnte ich noch nicht lesen und bewerten.
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