Das Staatsfernsehen hat schon längst bei den meisten jüngeren Mitbürgern fast keine Zuschauer mehr; das private wohl auch kaum noch. Von den Privaten habe ich in den letzten Jahren allerdings nicht einmal mehr Stichproben zur Kenntnis genommen. Es mag sein, dass es von größeren Zahlen besonders Anspruchsloser noch gesehen wird und ähnlich wie die Bild-Zeitung deren kulturellen Abwärtstrend weiter erfolgreich beschleunigt.
Beide Bereiche jedenfalls spielen für wachere junge Leute kaum noch eine Rolle. Diese nutzen meist andere Kanäle, wenn sie Kontakt zum aktuellen Geschehen suchen. Bezüglich der intellektuellen Qualität so manches youtube-Kanals, bezüglich der Verlässlichkeit der „Informationen“, die da verbreitet werden, habe ich allerdings die Befürchtung, dass sie oft auf ihre Art nicht besser oder sogar fallweise noch schlechter als die staatsoffiziellen Medien sind; anscheinend sind sie aber schon einmal deshalb für Jüngere attraktiver, weil sie eben nicht ARD oder ZDF etc. heißen.
Die einstmals „großen“ Zeitungen gehen spätestens seit der „Corona“- Krise einen ähnlichen Weg. Ihre Instrumentalisierung für die staatlichen Märchenerzählungen über das Gesundheitsgeschehen ist mittlerweile fast komplett. Wenn es um „Süddeutsche“ oder „Zeit“ geht: diese waren ohnehin schon immer in ihrer Grundtendenz verlässliche Organe der internationalen, bisher vor allem der westlichen (finanz-)kapitalistischen Machtgruppen, mittlerweile natürlich mit ein wenig mehr „europäischem“ touch, und fast selbstverständlich singen sie auch geschlossen deren Lieder von der „Pandemie“, von den Impfungen etc. und den entsprechenden Einschränkungen der Bürgerrechte mit. Mittlerweile ist auch die „FAZ“ hier fast komplett eingegliedert. Das fortgesetzte Gehabe von Bildung, wissender Distanz zu so manchem politischen Phänomen und ein paar Witzeleien wird alle derartigen Organe nicht vor dem weiteren Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit für die Meinungsbildung der mental wacheren Teile der Bevölkerung bewahren.
So weit so gut.
Aber es gibt sehr gefährliche Seiten der Entwicklung.
Aus den USA wird längst von einer systematischen und anscheinend inzwischen unheilbaren Spaltung des gesamten öffentlichen Raumes berichtet, zwischen politischen Richtungen und den jeweils dazu gehörenden medialen Kanälen. Man lese bspw. diesen Beitrag.
Informationen sind für die Macher der öffentlichen politischen Schauspiele der USA nur mehr Mittel, die jeweilige Gegenseite zu diskreditieren, und je konformer ihre Anhänge in der Bevölkerung dabei mitjaulen, desto besser.
Eine derartige Degeneration und politische Entwertung der öffentlichen Meinungsbildung eröffnet mittlerweile ganz andere Möglichkeiten des politischen „leading from behind“, der Entscheidungen durch Personengruppen, bei denen sich Macht konzentriert – Kapitalmacht, Polizei- und Militärmacht usf. – , die aber von dem in Wahlen noch immer politisch befragten Bürger kaum noch identifiziert, geschweige denn politisch zur Verantwortung gezogen werden können. Manche bezeichnen dergleichen auch als „tiefen Staat“.
Die jeweiligen Präsidenten degenerieren noch mehr zu Staatsschauspielern bzw. politclowns, die öffentlich irgendwelche Prinzipien oder Wohltaten für diejenigen Teile der Massen versprechen müssen, die ihnen als randalierender Anhang zu dienen haben. Die sozialen Versprechungen kommen in der Praxis allerdings kaum an, und wenn ein Präsident doch einmal sich auf die Hinterbeine stellen sollte, kann er leicht abgeräumt werden – beste US-Tradition, s. den Mord an Abraham Lincoln.
Die falschen, antidemokratischen und verlogenen Entscheidungen, mit denen sich die Bundesregierung in Deutschland und die meisten übrigen Amtsträger seit dem Frühjahr 2020 im Zeichen von Corona belastet haben, und der offenkundige Wille zum Weitermachen in dieser Richtung bringen unsere Gesellschaft solchen Erscheinungen, wie sie aus den USA berichtet werden, unweigerlich näher.
Wenn immer größere Teile der Bevölkerung von vornherein glauben, dass von den offiziellen Verantwortlichen keine Wahrheit, aber viel Schikane kommt, und dazu haben sie seit einem halben Jahr jede Menge zusätzliche Gründe; wenn immer größere Teile der Medien, offiziöse wie „unabhängige“, von vornherein die Diskreditierung vermeintlicher Gegner als ihre Hauptaufgabe betrachten, aber für Recherche kein Interesse und oftmals nicht einmal mehr die Fähigkeiten aufbieten können, zerfallen die Elemente von Demokratie, die es bisher im gesellschaftlichen Leben immerhin noch gab, noch rascher und gründlicher.
Die Auslieferung an die Interessen der wirklich Reichen und Mächtigen geht voran.
Der Corona-Ausnahmezustand ist offensichtlich, die Ruinierung von Grundelementen gesellschaftlichen und staatlichen Zusammenhalts durch die Politikerkaste weniger, aber sie wirkt wahrscheinlich länger und tiefer. Das ist Vorbereitung von direkterer Diktatur. Niemand ist derzeit so aktiv, die noch vorhandenen Bausteine demokratischer Mitwirkung der Bürger zu verwerfen und die Spaltungen zu fördern wie diese „Demokraten“ und ihre servilen Medien.
Es wird viel darauf ankommen, dass die Szene unabhängiger, engagierter, meist auf eigene Kosten agierender Rechercheure, Autoren und Journalisten und ihrer follower größer und einflussreicher wird.
Auch in dieser Hinsicht kann man auf Entwicklungen in den USA schauen, auf positivere als die oben zunächst beschriebenen. Recherche und Diskussion müssen hier wie dort sich auf anderen Ebenen und Kanälen entwickeln können, wenn sie auf den bisherigen blockiert werden, und die entsprechenden Aktionen im gesellschaftlichen Leben, Demos und was auch immer, werden das allgemein sichtbar machen können. Wir kommen perspektivisch zu anderen politischen Organisationsformen und Organisationen und zu anderen Kommunikationsformen.
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