In einem Interview spricht der israelische Historiker und Bestseller-Autor Yuval Noah Harari sehr deutlich von seiner Befürchtung, dass unter dem Vorwand der Bekämpfung einer Pandemie unerfreulichste, antidemokratische und diktatorische gesellschaftliche Umgestaltungen erfolgreicher als bisher ins Werk gesetzt werden:
„.. ich habe die Befürchtung, dass die totale Kontrolle eine Folge der Corona-Krise werden könnte. Viele Dinge, die im Westen noch vor einem Jahr undenkbar waren, sind durch die Pandemie nun auch dort plötzlich akzeptabel geworden.“
Es wird in dem Interview allerdings nicht klar, ob diese totalitäre Entwicklung in Hararis Sicht trotz ihrer unerfreulichen Seiten unvermeidlich und hinzunehmen wäre.
Harari meint, wenn „Staaten“ in der Bekämpfung der Corona-Gefahren besser zusammenarbeiteten, würde die Welt vielleicht aber doch besser.
„Andererseits könnte die Krise dazu führen, dass Staaten bei der Bekämpfung des Virus besser kooperieren. Corona hat durchaus das Potenzial, die Welt besser zu machen – wenn wir uns aktiv dafür entscheiden. Es wäre ein Weckruf für die Menschheit, dass Zusammenarbeit allen hilft und wir lernen können, zukünftige Krisen besser zu bewältigen.“
Nach Lage der Dinge ist hier wohl nicht die Zusammenarbeit von sagen wir ‚Ghana mit Portugal‘ oder ‚Philippinen mit Kasachstan‘ gemeint, oder größerer Gruppen derartiger Habenichtse, sondern die Zusammenarbeit der USA mit China, mit stärkeren Staaten der EU oder der EU als Ganzer.
Dieses Konzept ist als generelles Konzept zur Verbesserung der Lage der Menschheit abzulehnen. Erstens wird es sich nicht verwirklichen lassen, weil die Rivalität bspw. zwischen China und den USA um die führende Rolle in dieser Art von „Kooperation“ nicht erlöschen kann, und selbst wenn es zeitweilig zu einem Zusammenschluss käme, wie ihn wesentliche Teile des US-Establishments allerdings heftig anstreben, ginge der um so mehr auf Kosten des großen übrigen Teils der Menschheit, z.B. auch der Europäer. Zweitens wäre es der Zusammenschluss der größten Unterdrücker und Ausbeuter unserer Zeit und würde noch mehr Druck auf Demokratie und menschliche Entwicklung mit sich bringen. Das Nichtzustandekommen einer solchen „Weltregierung“ ist besser als das Gegenteil. Der Totalitarismus, vor dem Harari dem Anschein nach warnt, käme sonst mit Macht voran.
Der 2. Teil des Interviews, in dem Harari Ansichten zur Entwicklung der Menschheit insgesamt seit 50.000 Jahren äußert, ist seltsam und trägt zur Analyse der heutigen Situation auch nichts bei. Z.B. dass Geld eine bloße menschliche „Erzählung“ sei, mit der Banker die Mehrheit am der Nase herumführen, ist nun doch wohl ein bisschen simpel…. (deutet das in Richtung Bargeldabschaffung?)
Das Interview haben Mitarbeiter einer „Ströer News Publishing GmbH“ durchgeführt, die von der Firma T-online beauftragt ist, content auf deren Portal zu setzen. Die Deutsche Telekom fällt im allgemeinen eher weniger durch tieferes Bemühen um Verständnis irgendwelcher Dinge auf. Warum dort jetzt solches Material erscheint, wäre auch eine interessante Frage.
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