An die Leser meines Blogs

Ich bitte um Nachsicht. Hier ist in der letzten Zeit nur wenig Neues erschienen und das wird wahrscheinlich sich so bald auch nicht ändern, denn ich habe einigermaßen viel Anderes zu tun und komme nicht dazu, neue Beiträge zu schreiben.

Das Andere spielt sich in Netzwerken und Gruppen ab, die sich seit der Ausrufung der Coronapanik vor nunmehr etwa eineinhalb Jahren gebildet haben und nicht nur die Maßnahmen kritisieren, sondern auch zunehmend sich der Hintergründe annehmen und in die Tiefen der kapitalistischen Misere hineinleuchten, aus der solche widerwärtigen Würmer wie permanenter Notstand und dauerhafte digitalkapitalistische Versklavung der Bürger hervorkriechen.

Für solche Netzwerke habe ich vor kurzem einen Beitrag geschrieben, den ich hier wiedergebe und am Ende ein wenig ergänze. Es geht darin um die tiefe kapitalistische Krise.

Sein Wortlaut (12.11.21):

Die Diskussionen um das „Corona-Narrativ“ bleiben in Vordergründigem hängen.

Dass die medizinischen Fragen in den Chats und vielen anderen Foren ständig um und um gewälzt werden, ist zwar nachvollziehbar und bisher auch unumgänglich. Man will natürlich wissen, was medizinisch tatsächlich los ist, um die Gegenseite überführen zu können, dass sie mit Unwissen und Manipulation arbeitet; und man ist gezwungen, für das eigene Weiterleben praktische Handhaben zu suchen – wie entkomme ich Impfzwängen, wie muss ich mich schützen und ggf. behandeln.

Aber es spielt keine große Rolle, ob in den medizinischen Fragen endlich mehr Klarheit gefunden wird oder nicht.

Die Klarheit wird einstweilen weiter verfehlt werden. Die Gegenseite braucht weiterhin maximale Unklarheit, um behaupten zu können, die Größe der Gefahren sei noch immer nicht richtig erfasst, Schlimmeres als bisher sei jederzeit möglich, und da sie verantwortungsvollerweise damit rechne, sei alles nur im Interesse der Bevölkerung. Diese habe Einsicht und soziales Verantwortungsgefühl zu zeigen, indem sie weitere Einschränkungen hinnehme; die Kritiker hingegen seien asozial und wissenschaftsfeindlich und müssten letztlich bestraft werden.

Also wird die Gegenseite weiterhin alles unternehmen, um maximale Unklarheit zu schaffen.

Sollten trotzdem nach und nach einige wissenschaftliche Fundamentalien herausgearbeitet werden können – z.B. eine Systematik der derzeit aktiven Erreger, der typischen Verläufe sowie der guten Behandlungsmethoden -, und sollte es nach und nach möglich werden, die sog. Anti-Corona-Maßnahmen in der breiten Öffentlichkeit durch unbestechliche und kompetente Mediziner und Statistiker beurteilen zu lassen, dann wird das die Gegenseite nicht beirren. Sie wird weitermachen und erst rech ihre direkten Machtmittel ins Spiel bringen.

Sie handelt von Anfang an und aus Prinzip nicht unter Aspekten der Gesundheit der Bevölkerung. Auch die Meinung, Regierungen wie die deutsche hätten anfangs noch verwirrt-falsch gehandelt und versuchten jetzt trotz gewachsener Einsicht zu verhindern, dass sie zur Verantwortung gezogen werden, fällt auf das medizinisch orientierte Narrativ herein. Es ging nie ernsthaft um den Schutz der Mehrheit, im Gegenteil, und von vornherein nicht. In ihrem eigenen Sinn hat auch die deutsche Regierung von Anfang an konsequent gehandelt, indem sie massenweise sogenannte Fehler begangen hat. Sie hat faktisch maximale Krankheitseffekte und maximale Angst in der Bevölkerung planmäßig herbeigeführt.

Die emotionale Fixierung, es brauche nur noch stärkere, noch überzeugendere Widerlegungen der medizinischen und gesundheitspolitischen Maßnahmen und dann müssten sie doch endlich einmal fallen oder relativiert werden, hält uns am Boden fest.

90% der Chats oder mehr scheinen mir weiterhin von dieser unangebrachten und unreflektierten Voraussetzung getragen zu werden. Viel eher wird die Gegenseite die Maßnahmen weiterführen und sich noch mehr als bisher hinter einem Schein von ungeklärten wissenschaftlichen Problemen verstecken; oder aber, wenn die globale politische Entwicklung in eine neue Lage führen sollte, bspw. in militärische Auseinandersetzungen, werden die Maßnahmen durch weitere Notstandsmaßnahmen ergänzt, überdeckt, vielleicht sogar an die Seite geschoben. Besser wird es dadurch nicht.

Die gegenwärtige Gesellschaft wird nicht von gesundheitlichen Gefahren oder deren fakes, auch nicht durch eventuelle echte Pandemien angetrieben, sondern sie bewegt sich zu auf eine neue historische Kulmination der Instabilität und Korruption der kapitalistischen Wirtschaftsweise und der entsprechenden gesellschaftlichen und politischen Systeme.

Der moderne Kapitalismus hat seit der Industrialisierung und insbesondere seit der Herausbildung von Monopolismus, von Finanzkapital als dominierendem Überbau und unversöhnlichen internationalen Rivalitäten (etwa seit den Jahrzehnten vor dem 1. Weltkrieg 1914-18) an Asozialität und der Ballung immenser zerstörerischer Potentiale immer weiter zugenommen, er hat an ständig an Krisenhaftigkeit und Instabilität zugenommen.

Die erste große Entladung war der Erste Weltkrieg (1914-18). Er führte im Gegensatz zu den Wünschen seiner Antreiber in den verschiedenen großen Mächten der damaligen Zeit nicht zu einer Bereinigung in ihrem Sinne und nicht zu einer neuen Periode stabilisierten Profitanhäufens, sondern zu neuen und vermehrten internationalen Spannungen (Sowjetunion, globale Entkolonialisierung) und zu verstärktem revolutionären Drängen, u.a. in Deutschland. Der westliche Imperialismus – hier war die deutsche Großbourgeoisie mehrheitlich im Bunde mit dem US-Imperialismus und den absteigenden Kolonialmächten wie Großbritannien und Frankreich – versuchte dem entgegenzuwirken u.a. durch die Installation des Nazifaschismus in Deutschland. Dieser versprach ihnen, den inneren „Bolschewismus“ zu vernichten (die Arbeiterbewegung, die revolutionäre und die reformistische gleich mit), wie auch den äußeren „Bolschewismus“, die Sowjetunion, und scheiterte an dem zweiten Ziel.

In erster Linie wegen des Sieges der Sowjetunion 1945 sowie der chinesischen Revolution zur gleichen Zeit folgte jetzt eine etwas längere Periode, in der der westliche Kapitalismus durch innere Befriedigungen und militärische Vorsicht (allerdings von zahllosen Stellvertreterkriegen flankiert) versuchte, seine ökonomischen Kapazitäten zu konsolidieren und zwecks allmählichen Niederkonkurrierens des Sozialismus zu erweitern. Er machte auf Sozialstaat und arrangierte sich mit einem zeitweiligen internationalen System von zwei Supermächten.

Naturgemäß konnten diese Bedingungen der Zeit nach 1945 aber nicht sich halten. Eine Welt-Teilung hinzunehmen war nicht auf die Dauer akzeptabel, und es wurde auf ihr Ende hingearbeitet. Trotz mancher fanatischer Ansätze (Koreakrieg, Vietnamkrieg) bekam man militärisch zwar nicht direkt Oberwasser, im Gegenteil; aber innere Schwächen der sozialistischen Länder, Unzulänglichkeiten der Sozialismus-Konzeptionen, historisch bedingte kulturelle Eigenheiten Russlands und Chinas sowie wirtschaftliche Ineffektivität im Konkurrenzkampf mit dem westlichen Kapitalismus (z.B. in der IT) führten in den 4 Jahrzehnten bis etwa zur Mitte der 80er Jahre schließlich zum absehbaren Einknicken der noch vorhandenen sozialistischen Bestrebungen und Strukturen.

1991 waren die DDR und rasch folgend das gesamte System von Warschauer Pakt und Comecon, war die Sowjetunion selbst aufgelöst und den kapitalistischen Geiern preisgegeben; in China hatte der kapitalistische Flügel der KPCh bereits seit 1979 das Genossenschaftswesen liquidiert und die eigene Bevölkerung der Ausbeutung durch internationales Kapital preisgegeben. Hier wurde eine derartige Masse globalen kapitalistischen Profits aus vielen hunderten Millionen neuer Proletarier herausgeholt, dass die Arroganz, die Verblödung und der Ruin der inneren ökonomischen und sozialen Strukturen unter den westlichen Eliten keine Grenzen nach oben mehr kannten. Das kann man das an Figuren wie G.W. Bush oder Angela Merkel exemplarisch studieren.

Die chinesische neue Bourgeoisie lässt nach und nach einen eigenen harten Kern erkennen und ist im Grunde schon weitgehend wieder Herr im eigenen Haus; sie erneuert den imperialen Anspruch des alten Reichs der Mitte und konzentriert die enormen Kräfte einer Nation von 1,3 Milliarden Menschen, um die USA von der Position des Welthegemons zu verdrängen. Deren Reaktionen führen u.a. zu „Pandemien“, die mit faschistischer Kontrolle, Kriegsvorbereitungen und Appellen an die „Einheit des Westens“ einhergehen.

Eine Lagebeschreibung, die auf diese Weise ansetzt, ist mE am ehsten tauglich zur Analyse der Situation Diese wird von dem meisten Mitkämpfern immer noch missverstanden als ein Kampf gegen autoritäre Corona-Maßnahmen und um die Etablierung wissenschaftlicher Wahrheit. Die meisten kennen die historischen Zusammenhänge kaum oder gar nicht. Erziehung und Medien haben ihnen den Zugang zu geschichtlichem Denken verbaut, daher diese länglichen Ausführungen als erste Elementarinformation.

Realistisch wäre zunächst einmal die Feststellung: ein zutiefst dekadenter und korrupter westlicher Kapitalismus unter der Hegemonie der USA erkennt mittlerweile gewisse Herausforderungen. Sie sind so stark und direkt, dass sie selbst seine offenkundige Demenz teilweise durchbrechen.

Durch massive Steigerung gerade auch der inneren Ausbeutung und Enteignung, durch digitalfaschistischen Zugriff auf die gesamte lebende Substanz der Bevölkerung versucht er Kräfte für den Kampf mit dem Herausforderer China – und mit weiteren Milliarden von zutiefst enttäuschten und verzweifelnden Menschenmassen rund um den Globus – zusammenzukratzen. „Corona“ ist kaum mehr als das derzeit gebräuchlichste Märchen zur Verschleierung dieser Zusammenhänge.

Die heutige Welt ist nicht wesentlich zu kenzeichnen durch eine Phase der Pandemien und des Autoritarismus und/ oder als Phase der Kämpfe um so etwas wie Demokratie und Rechtsstaat (deren Fundamente schon längst durch den Neoliberalismus geschleift waren). Wir sollten uns einfach nicht mehr zum tausendsten Mal wegen Schießbudenfiguren wie Lauterbach oder Spahn oder Scholz aufregen und Chats vollkotzen, uns auch nicht an vermeintlichen Bossen wie Biden oder Merkel verschleißen. Es geht auch nicht um Unzulänglichkeiten von Kritikern des offiziellen Corona-Narrativs …. oder um Grundfehler der bürgerlichen Wissenschaftstheorie….. Die kapitalistischen Widersprüche haben sich erneut zur ökonomischen Weltkrise, zumindest des westlichen Teils, und wahrscheinlich zur Entladung in härteste Kämpfe um die globale Hegemonie zugespitzt. Auf 1914 und auf 1933/41/45 folgen die Jahre 2020 ff. Neues und Humaneres wird historisch entstehen. Wie fassen wir es auf und wie schaffen wir es, dass es leben und sich durchsetzen kann?

Ergänzung (14.11.21): i

In dem obigen Text fehlen Hinweise auf bestimmte theoretische Möglichkeiten, z.B. dass die Gegenseite auf so große Widerstände in den Bevölkerungen stößt, dass sie zurückstecken muss; es kann auch zum Aufbrechen internationaler Gegensätze kommen, die bspw. die „Einheit des Westens“ scheitern lassen. Wer frühere Beiträge von mir kennt, weiß, dass ich immer auch an solche Möglichkeiten denke. Sie werden aber den Untergang des kapitalistischen Systems, wie es sich in den letzten ca. 30 Jahren vor allem im „Westen“ degenerativ entwickelt und offenbart hat, nicht grundsätzlich abwenden können, und darauf kam es mir im obigen Text an, deshalb unterblieb hier ihre Erwähnung.

Ob andere, im Kern gleichfalls kapitalistische Systeme wie das heutige imperial-bürokratische und nationalistische chinesische System historisch sich länger behaupten können, kann man natürlich fragen, aber hätte das einstweilen große Bedeutung für unsere heutigen Aufgaben „im Westen“? Das bezweifle ich­. Eine andere Frage bezieht sich auf den heute erforderlichen Internationalismus: nur im Bewusstsein der globalen Verbundenheit der Menschheit, unserer Verbundenheit mit den Bevölkerungen Chinas, Lateinamerikas, Indiens usf. können humane Lebens- und Überlebensmodelle entwickelt werden.

 

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