Der Krieg gegen Deutschland

Mit dem Angriff auf ein russisches Radarzentrum wird die Lage bedeutend eskaliert und die Aussicht auf baldige Kriegshandlungen, auch und gerade auf deutschem Territorium, verdichtet.

Der Angriff hat mit einer Selbstverteidigung der Ukraine gegen russisches Vordringen nichts zu tun.

Wenn man überhaupt davon ausgehen will, dass es bei dem derzeitigen Krieg um die Verteidigung dieses Landes gegen russisches Großmachtstreben gehe, passt der Angriff schlecht zu dieser Sicht.

Das angegriffene Radarzentrum hat den Berichten zufolge die Aufgabe, Raketen, Marschflugkörper etc., die in russisches Territorium eindringen sollen, rechtzeitig zu entdecken, um Gegenmaßnahmen zu ermöglichen. Wenn diese und andere ähnliche Anlagen diesen Zweck nicht mehr erfüllen können, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die russische Führung ihrerseits Anlagen in Europa angreift, von denen aus Raketen, Marschflugkörper etc. starten können, bzw. von denen aus solche militärischen Operationen gesteuert werden. Es ist bekannt, dass bspw. in Ramstein oder Stuttgart zentrale Führungsstellen der USA bzw. der NATO unterhalten werden. Der Einsatz von Raketen, Marschflugkörpern, auch von Atomwaffen seitens der russischen Führung gegen solche Ziele in Deutschland, möglicherweise auch anderswo  auf europäischem Territorium, rückt mit dem Angriff auf das russische Radarzentrum nun deutlich näher.

Dass die ukrainische Führung von sich aus mit eigenen Waffen die Zerstörung des russischen Radarzentrums unternommen haben könnte, um sich gegen die Niederlage an den ukrainischen militärischen Fronten zu wehren, ist höchst unwahrscheinlich. Schon einmal deswegen, weil dieses Zentrum  mit den Kämpfen auf ukrainischem Boden nichts zu tun hat, und auch, weil die ukrainische Führung, was ihre Bewaffnung, ihre Drohnen usf., ihre Informationen über das russische Militär und ihre ganze Strategie betrifft, hochgradig von den USA etc. abhängt.

Eine andere Konstellation zeichnet sich, meine ich, immer deutlicher ab:

Die USA befinden sich seit langem in einer geostrategischen Auseinandersetzung mit dem Hauptrivalen China, die an vielen Fronten geführt wird, verdeckt oder offen. Es geht nicht nur um das südchinesische Meer, Taiwan, Myanmar, den Kaukasus etc., sondern auch darum, ob Russland mit seinem noch immer vorhandenen militärischen Potential noch stärker an die Seite Chinas rückt und die chinesischen geostrategischen Kräfte und Möglichkeiten stärkt. Es geht auch darum, ob die nichtrussischen Teile Europas, deren Kraftzentrum Deutschland ist, in die US-Strategie eingebunden werden können, die auf Russlands Schwächung zielt. Russland als potentieller militärischer Partner Chinas muss in den Augen dieser westlichen Strategen entscheidend geschwächt werden, wenn es  denn sich nicht gegen China in die Absichten der USA einspannen lässt. Gegenwärtig deutet Vieles darauf hin, dass die USA derzeit auf eine entscheidende Schwächung Russlands hinarbeiten, bspw. auf eine schwere militärische Niederlage Russlands und/oder auch einen Putsch, der eine USA-freundlichere Führung herbeiführen würde.

Hier kommt die traditionelle Zwischenstellung Deutschlands und anderer europäischer Staaten wie Polen, Ungarn, Rumänien, Schweden etc. erneut und verschärft wieder ins Spiel.

Ohne dass diese Staaten von den USA davon abgebracht werden, immer wieder wie in der Vergangenheit eine klarere militärische Frontenbildung auf ihren eigenen Territorien gegen Russland zu verhindern und mit ihren erheblichen ökonomischen Kräften im Austausch mit den russischen Potentialen die russischen Kräfte zu stärken, kann ein entscheidendes geostrategisches Plus der USA gegen ein mit China verbündetes Russland und damit gegen China selbst nicht zustande kommen.

Die Zerstörung von Northstream 2 war ein Symptom und ein Signal, wie es in diesem Spannungsfeld der deutschen Ökonomie und dem gesamten politischen System Deutschlands ergehen kann. Hier wurde signalisiert: wenn ihr nicht von Euch aus bereit seid, die Kooperation mit Russland entscheidend herunterzufahren, dann werden wir drastisch eingreifen.

Der Angriff auf das russische Radarzentrum enthüllt nun deutlicher als zuvor die Perspektive, dass seitens der US-Geostrategen auch Deutschland weiter, viel tiefgehender als bisher geschwächt werden muss, weil anders das Problem Russland nicht in ihrem Sinne zu bewältigen ist.

Es ist bereits seit längerem eine Deindustrialisierung im Gange, die Deutschland als einen wesentlichen ökonomischen Baustein der westlichen Stärke nun bald weitgehend wegfallen lassen könnte. Diese Deindustrialisierung wird seit Jahrzehnten auch von inneren Kräften wie den Grünen und erheblichen Teilen des deutschen Kapitals vorangetrieben und ist spätestens seit der Ära Merkel gemeinschaftliches Treiben auch der übrigen politischen Parteien des Landes; sie hat durch die Northstream-Sprengung weitere starke Impulse erhalten. Wenn das Land aber als ökonomisch stärkender Faktor der westlichen Geostrategie zunehmend wegfällt, was hindert diese noch daran, es von Grund auf zu ruinieren und nun endlich ein für alle Mal die permanente historische Störung, die es für die  – grob gesprochen: – ‚angelsächsischen‘ Interessen immer wieder mit sich gebracht hat, aus dem Weg zu räumen? Und wie passend wäre es, wenn man das nicht selber besorgen müsste, sondern „die Russen“ die Drecksarbeit machen ließe?

So gesehen, könnte der Angriff auf das russische Radarzentrum ihrem eigentlichen Sinne nach  die Provokation sein, mit der man die russische Führung nun zu atomaren Angriffen auf Ziele in Deutschland bewegen könnte.

Man hätte mehrere Eisen dabei im Feuer: endlich ein für alle Mal auch den Deutschen und Europäern klar zu machen, dass ihre eigentliche Bedrohung von Russland ausgehe. Ein für alle Mal die ökonomischen und kulturellen Potenzen Deutschlands und damit Europas auf ein bescheideneres Maß herunterzubringen und den „störenden“ Impulsen einer selbständigeren geostrategischen Politik die Grundlage zu entziehen.

Es könnte auch die Variante eine Rolle spielen, den russischen Eliten klar zu machen, dass sie untergehen, wenn sie starrsinnig sich gegen die Ausbreitung der USA-Macht in der Ukraine etc. weiterhin wehren, militärisch in Deutschland eingreifen und dann völlig diskreditiert und ohne Stützen, sich nur noch auf das Bündnis mit China verlassen könnten und über kurz oder lang von diesem viel stärkeren „Freund“ einkassiert würden.

Für die Bevölkerung Deutschlands und angrenzender Länder wird nun möglicherweise etwas klarer, dass es keine Zukunft im herrschenden System der globalen Ausbeutung und globalen Rivalität gibt, In diesem System unterscheiden sich China und Russland etc. nicht prinzipiell von dem westlichen militarisierten Kontrollkapitalismus. Dieses globale System eröffnet nun gerade auch den Deutschen und den Europäern düstere Aussichten auf Kämpfe ums Überleben unter Bedingungen ständiger, auch atomarer Kriegführung auf dem eigenen Territorium.

Wenn diese Sicht klarer wird, entstehen viele weitere neue Impulse, die Gesellschaft von Grund auf anders neu zu organisieren.

 

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