Wird Deutschland nun doch abgewickelt?

Vor etwa dreißig Jahren hieß es, die Wirtschaft der vormaligen DDR sei so marode, das noch vorhandene Inventar an Anlagen etc. sei so wertlos, dass es fast komplett verschrottet werden müsse; manches ging, teilweise demonstrativ für symbolische Preise von 1 US-$, an sog. Investoren aus dem Westen, aus den USA, Frankreich etc., und die große Mehrzahl der Menschen, die bislang in der DDR gearbeitet hatten, wurde arbeitslos. Wenn sie gegen die Stilllegungen protestierten, liefen sie gegen die Wand; Politiker der BRD und der DDR, die andere Auffassungen vertraten, hatten keine Chance.

Förderturm der Kaligrube Bischofferode in der ehem. DDR

https://www.dw.com/de/der-arbeitskampf-von-bischofferode/a-18037900

Meine Vermutung: jetzt ist die BRD, die sich an diesem Prozess unter der Fuchtel der USA maßgeblich beteiligt und lange Zeit sich als seinen Profiteur gemodelt hat, selber an der Reihe.

Aber zunächst einmal zurück zur Lage Anfang der 90er Jahre, ein paar Details:

Trotz der vorausgegangenen wirtschaftlichen Abwärtsentwicklung der DDR gab es noch leistungsfähige Betriebe, vor allem gab es eine große Zahl erfahrener und arbeitswilliger Arbeiter und Fachkräfte, und es gab die traditionellen Lieferbeziehungen mit den anderen Staaten des vormaligen östlichen internationalen Wirtschaftssystems COMECON: mit Russland, Tschechien, Polen etc.

All das hätte gute Grundlagen für eine Neustrukturierung, für neue Investitionen und einen ökonomischen Aufschwung abgeben können, wenn man ihn denn politisch gewollt hätte. Gewollt aber war etwas Anderes: die völlige Demütigung der Menschen und die ökonomische Ausblutung des gesamten östlichen Komplexes, der die vormals in Ansätzen sozialistische Sowjetunion zum Kern gehabt hatte und der die mit der Sowjetunion verbundenen „Ostblockstaaten“ umfasste – die allerdings überwiegend  nicht freiwillig verbunden waren, wie Polen, Tschechien usf.

Jeffrey Sachs, Ökonom aus den USA, Berater Jelzins bei der Privatisierung Russlands

Boris Jelzin, Präsident Russlands 1991-1999

Nicht gewollt war auch, seitens der westlichen Siegermächte des 2. Weltkrieges, die ökonomische Stärkung und Verselbständigung, die ein vereinigtes Deutschland mit einer derartigen Politik zu erreichen drohte. Der erste Chef der Treuhand, Rohwedder, dem man Absichten unterstellte, die in diese Richtung gingen, wurde nach kurzer Amtszeit per sog. RAF  aus dem Weg geräumt.

Michail Chodorkowsky, russischer Oligarch

Für das, was man in den neunziger Jahren unter Jelzin an Russland vollzog: Aushungerung, Bevölkerungsverminderung und Verschleuderung des vormaligen Staatseigentums an milliardenschwere kapitalistische Abenteurer aus dem Westen und millliardengeile neue Oligarchen, finden sich am Beispiel des Schicksals der DDR nach 1991 unter der neuen Treuhand-Chefin Birgit Breuel, der Nachfolgerin des ermordeten Rohwedder, reichlich strukturelle Parallelen, wenngleich die konkreten Formen wesentlich milder ausfielen.

Im Jahre 2023 entfaltet sich nun für das ganze Deutschland, ein Land unter einem politischen System, das BRD genannt wird, ein Szenario, in dem sich einiges in größerem und radikalerem Maßstab zu wiederholen scheint.

Die traditionellen Stärken der deutschen Ökonomie und Kultur werden abgewickelt, übrigbleiben würde eine halbverelendete Landschaft ohne wesentliche Qualitäten, Menschenmassen, denen unter Profitgesichtspunkten die Existenzberechtigung abgeht; die man nach Belieben restverwerten kann.

Ein von zehntausenden Straßensperren in Deutschland 2023

So ungefähr die Essenz dessen, was uns unter dem Great Reset angesagt ist.

Klaus Schwab und Thierry Malleret, Titel ihres Buchs vom Juni 2020

 

Klaus Schwab, Präsident des World Economic Forum

Endzeitstimmung? Nein. Es wird zwar Menschen geben, die aus einer solchen Sicht   pessimistische Konsequenzen ziehen, doch wenn man die Entwicklung von Grund auf  versteht, vertraut man trotz aller Härten und Absurditäten, die uns bevorstehen, auf die menschliche Natur: aus dem Chaos, aus dem Untergang des Alten entsteht in der Geschichte das Neue, das Humanere. Ohne den Bankrott des Alten, das der Menschheit und der Menschlichkeit den Kampf ansagt und ihnen das Blut aussaugt, würde es nicht genügend Inspiration und Kraft für das Neue geben, das auch hier, in Deutschland und Europa, und gerade hier, viele tiefe Wurzeln hat. Wir haben viele Wurzeln für eine neue Ökonomie des Gemeinwohls, in unserer Kultur liegen viele Ansätze für ein Miteinander ohne gegenseitige Abwertung und Ausnutzung.

Aber zunächst geht es mir darum, die konkrete Lage zu beschreiben. Wenn sie nicht einigermaßen erfasst wird, mit all dem Neuen und oft Unangenehmen, wird man in alten Mustern bleiben, man wird an Politiker appellieren, es doch bitte nicht so schlimm zu machen usf. Das ist sinnlos. Man kündigt uns bereits neue Kriege an, in die das Land selber direkt verwickelt wird. 1918 und 1945 haben gezeigt, was dabei für Deutschland herauskommt.

Nur was an neuen Strukturen aus eigener Initiative von Bürgern und Mitmenschen entsteht, zählt und hat eine Chance.

Viele Menschen spüren mittlerweile deutlich, dass es bergab geht mit Deutschland und dass es dieses Mal wesentlich ernster wird als bisher.

Dekadenz-Erscheinungen

In den 90er Jahren war bereits in den Medien bezüglich des wiedervereinigten Deutschland vom „kranken Mann Europas“ die Rede, der sich allerdings dann wieder zu erholen schien; seit dem Beginn der Corona-Krise 2020 reißen nun aber die beunruhigenden Meldungen und Prognosen überhaupt nicht mehr ab. Zusammenbrüche von Lieferketten, von Energieversorgung usf., Fachkräftemangel in vielen Bereichen …. In der Tat melden seitdem viele Firmen immer wieder Versorgungsschwierigkeiten, Teile kommen nicht oder nur sehr zögerlich, und mit der Sprengung an North Stream 2 wurde ein bedeutender Strang der Energieversorgung zerstört – andere sprangen zwar bereitwillig ein, aber dadurch wurde das Problem der starken Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten nur verlagert. Dass man aus dieser Abhängigkeit durch weitere starke Entwicklung der sog. regenerativen Energien in absehbarer Zeit und in genügendem Umfang herauskommen könne, ist völlig unrealistisch.

Mittlerweile häufen sich in der Tat beunruhigende Beobachtungen, die viele Menschen alltäglich machen können, und dies kontinuierlich. Die Mittel für den Lebensunterhalt werden knapper durch das, was man Inflation nennt, und auch die relativ großen Bevölkerungsteile, die noch ausreichende Einkommen bzw. so etwas wie Rücklagen oder Vermögen haben, sehen den Zahn der Zeit daran nagen. Man spricht von bevorstehenden dauerhaften „Wohlstandsverlusten“, ein Wort, das der großen Zahl von Mitbürgern mit prekären jobs, mit Niedriglöhnen und zu kleinen Renten wie Zynismus vorkommen muss, das aber auch anderen Sorgen macht.

Die demografische Entwicklung ist seit mehreren Jahrzehnten krass negativ und macht aus Sicht der Wirtschaft den ständigen Import von Arbeitskräften unausweichlich.

Ein anderes Feld: die Klagen über die Verschlechterung der Arbeitsleistungen vieler Akteure, namentlich Behörden und Firmen. Die Verlässlichkeit der Bahn in Deutschland erinnert mittlerweile an Entwicklungsländer, in deutlichem Kontrast zu vergleichbaren Ländern wie Frankreich oder Japan. Der Straßenverkehr kämpft mit immer mehr Hindernissen,  Baustellen scheinen oft Monate und Jahre lang unbearbeitet herumzustehen und nehmen an Zahl ständig zu. Sind solche Geschichten wie die über den Ruin der Autobahnbrücken bei Leverkusen oder Lüdenscheid (und wie ihre Reparaturen sich über viele Jahre hinziehen), Ausnahmen oder eher doch bezeichnend für die Leistungsfähigkeit und den Leistungswillen von Ministerien und Behörden? Dass sie  Zeit und Nerven der Bürger beliebig aufs Spiel setzen und ökonomische Schäden in Höhe von –zig Milliarden verursachen, ist kaum ein öffentliches Thema, ganz im Gegensatz zu gelegentlichen kurzen Verkehrs-Stillständen bei Klimaklebereien.

Bei Kontakten mit Ämtern, aber auch Firmen entsteht nicht mehr ganz selten die Frage, ob die Sachbearbeiter am anderen Ende, wenn sie überhaupt erreichbar sind, etwas von ihren Angelegenheiten verstehen.

Der Verfall des allgemeinen Bildungsniveaus, ja selbst elementarer Techniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen ist offenkundig. Ein Viertel der Viertklässler kann nunmehr nach offiziellen Erhebungen nicht lesen; diese Entwicklung wurde durch die Unterbrechungen des normalen Schulunterrichts ‚wegen Corona‘ zwar beschleunigt, aber nicht verursacht.

Was Viele mittlerweile über ihre Erfahrungen mit Kliniken, Pflegeheimen und Ärzten zu erzählen haben, trägt auch nicht unbedingt zu einer optimistischen Einschätzung der Gesamtentwicklung bei.

Ich will die Litanei nicht fortsetzen.

Das Genannte reicht, für mein Gefühl, längst aus, um mir die Frage zu stellen: befindet sich unser Land in strukturellem Abstieg? Gehen seine positiven Eigenschaften, die lange Zeit weltweit anerkannt wurden – die negativen sowieso – nunmehr in einem mächtigen historischen Prozess verloren? Wenn ja, was für ein Prozess ist das? Wem kommt er zugute? Kann man Faktoren und Akteure identifizieren? Entstehen auch bei uns neue Ideen, neue Bewegungen, die weiterführen im Gegensatz zu dem Kulturpessimismus, in den manche Beobachter geraten?

Weil ich bei weitem nicht allein mehr stehe mit solchen Fragen, riskiere ich, hier für meine Person bestimmte Antworten zu formulieren und der Bewertung durch andere Beobachter des Geschehens zu unterziehen. Ich freue mich auf den Austausch von Meinungen.

Der Ausdruck „Dekadenz“ ist oberflächlich, was liegt zugrunde?

Bis hierher habe ich eine Liste von Schwierigkeiten im gesellschaftlichen Leben formuliert, wie sie von Vielen erfahren werden, und zwar in einer Sprache formuliert, wie man sie im Alltag gebraucht; einer Sprache, die die Dinge zurückhaltend benennt und möglichst wenig Anstoß erregen soll. Aber ich meine, man kann tiefer gehen, man kann Zusammenhänge besser erfassen, wenn man von der Oberfläche der ökonomischen und zwischenmenschlichen Widersprüche übergeht zur Grundkategorie Verbundenheit:

Geht es bei allem Beschriebenen denn nicht darum, dass die Verbundenheiten, die bisher unsere Gesellschaft noch einigermaßen zusammengehalten haben, derzeit rapide schwächer werden, sich zersetzen, zerstört werden und dass das Leiden an dieser gesellschaftlichen Zersetzung das Allgemeine ist, die Substanz des geschichtlichen Prozesses?

Deutschland als ein besonderes geschichtliches kulturelles Gebilde, als eine Solidargemeinschaft, wie Viele das Land bisher irgendwie verstanden haben und weiter zu verstehen suchen, als eine Nation – wenn man den Ausdruck in diesem Sinne gebrauchen will, nicht als eine überhebliche Abgrenzung gegenüber anderen Gemeinschaften – Deutschland ist durch besondere, spezifische Ausformungen der gesellschaftlichen Verbundenheit geprägt, die von den spezifischen Formen anderer Länder und Nationen sich unterscheiden. Wenn wir als Bürger dieses Landes uns solcher Eigenarten vergewissern, hat das im Prinzip nichts mit Abwertung anderer Länder, Kulturen und Nationen zu tun, sondern mit der Entwicklung einer gewissen Sensibilität für die eigenen Stärken und Schwächen, die uns auch sensibler machen kann und sollte für die Stärken und Schwächen anderer, insbesondere für das, was andere besser können.

Eine jede Kultur, verstanden als die Summe, das System der ihren Angehörigen grundlegenden und oft selbstverständlichen und unhinterfragten Verhaltensweisen, als System des ökonomischen Zusammenarbeitens wie auch der Familien, der politischen Szenen und dessen, was als schön und erstrebenswert gilt, entwickelt ihre eigenen Formen, in denen die Menschen sich ihres Aufeinander-Angewiesen-Seins bewusst werden, in denen sie es praktizieren und in denen sie es negieren und zerstören.

Für Deutschland scheinen mir einige Prägungen besonders kennzeichnend:

  • Das intensive Verhältnis zur Arbeit und den eigenen Produkten

 

  • Die vielfältigen und oftmals stark wirksamen Kollektive, z.B. die formellen Sozialsysteme und die informelleren Systeme der gegenseitigen Fürsorge und Kommunikation

 

  • Das starke Bewusstsein des nationalen Zusammenhalts, der Gefährdung durch äußere Kräfte und eine gewisse dementsprechende Engherzigkeit, und gleichzeitig die relativ große Offenheit für vieles „Äußere“, wie es sich fast gesetzmäßig entwickeln musste in dem großen Land in der Mitte Europas, wo die Einflüsse von allen Seiten zusammentreffen und viele kreative Kombinationen entstehen.

 

Im Einzelnen:

 

  1. Die Verbundenheit mit der Arbeit, den eigenen Produkten und deren Bedeutung für die Gesellschaft:

Benachbarte Länder wie Frankreich oder England, die im hohen Mittelalter, etwa um 1200,  noch ziemlich ähnlich wie Deutschland sich entwickelten, verlegten sich spätestens seit dem 17. Jh. relativ stark auf äußere Expansion, Kolonialismus, Sklavenhandel etc. und bezogen einen erheblichen Teil des nationalen Wohlstandes von daher. Selbstverständlich konzentrierte dieser sich jederzeit zu größten Teilen bei den Reichen und Mächtigen, aber auch die unteren Schichten blieben von dieser Entwicklung nicht unberührt. Demgegenüber war die Bevölkerung Deutschlands stärker auf die Entwicklung der eigenen Ressourcen angewiesen, der eigenen begrenzten Naturvorkommen, der eigenen technischen Findigkeit und der eigenen Organisationsfähigkeiten. Während englische und französische Kolonisten im 17., 18. und 19. Jh. Nordamerika, Indien, Afrika, Indochina usf. sich unter den Nagel rissen, war Vergleichbares  den deutschen Fürsten und Kapitalisten weitgehend verwehrt, ja das Land wurde im Dreißigjährigen Krieg und auch noch später selber zum Objekt von Eroberungen, vor allem seitens der französischen Krone. [1]

Selbst unter den harten Bedingungen der Industrialisierung, der Hungerlöhne und des sozialem Elends vieler Jahrzehnte prägte sich hier ein Typ von industriellem Arbeiter relativ stark heraus, der nicht nur am Lohn, sondern auch an der Qualität des eigenen Produkts interessiert war, auf die eigene Arbeit und die eigenen Qualifikationen einen gewissen nicht unberechtigten Stolz entwickelte und mit der technisch-wissenschaftlichen Sphäre der Produktionsprozesse, mit den Leistungen der Ingenieure in Wechselwirkung stand.

Ein Eisenwerk um 1872, Gemälde von Adolph Menzel

Diese Arbeiter waren sich der grundlegenden Bedeutung ihrer Produkte und ihrer Qualität für das gesamte gesellschaftliche Leben relativ bewusst. Sie praktizierten selbst unter harten Ausbeutungsbedingungen in dieser Weise ein hohes Maß sozialer Verbundenheit, außerdem auch eine relativ starke Organisiertheit in Arbeiterparteien, Gewerkschaften und Genossenschaften.

Bezeichnenderweise wurde ihnen von vermeintlich Radikalen gelegentlich ausgerechnet das ausdrücklich zum Vorwurf gemacht: sie klebten zu sehr am Gebrauchswert der Produkte, d.h. an ihrer gesellschaftlichen Nützlichkeit, statt lediglich auf den Tauschwert zu achten, auf die Quantität des Lohnes.

Arbeit lediglich als job aufzufassen, von beiden Seiten, vom Arbeitgeber wie vom abhängig Beschäftigten her, Arbeit nur unter dem Geldaspekt zu sehen und zu organisieren: vom Arbeitgeber unter dem Aspekt, dass jeder Lohn nur ein lästiger Abzug am Profit sei und jedes Produkt lediglich der Träger seines Geldwertes für seinen Hersteller;  vom Beschäftigten unter dem Aspekt, dass jede Arbeitsstunde nur Abzug von eigentlichen privaten Leben sei und sich nur rechtfertige, indem sie Lohn bringt. Unternehmen und Beschäftigte, die das etwas anders sehen, bekommen Schwierigkeiten. Diese Veränderung wirkt heute nun seit Längerem auch hier immer stärker.

Der natürliche Impuls der Verbundenheit mit der eigenen Arbeit und dem arbeitenden Kollektiv, der Verbundenheit mit der Gesellschaft über die Arbeit lässt sich jedoch nicht auf Dauer völlig unterdrücken und ausreißen, er wird sich neue Formen suchen und sich neu entfalten.

 

2. Die vielfältigen und oftmals stark wirksamen Kollektive, z.B. die formellen Sozialsysteme und die informelleren der gegenseitigen Fürsorge und Kommunikation

Wahrscheinlich sind in keinem anderen Land während der letzten ca. 150 Jahre derart umfassende Systeme der sozialen Absicherung entstanden wie in Deutschland. Man kann gesetzliche Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, die in Deutschland im Kern bereits zu Ende des 19. Jhs. geschaffen wurden, unter verschiedenen Aspekten betrachten: als bürokratische Monster, als Produzenten einer „Vollkasko-Mentalität“, als soziales Opium, das den abhängig Beschäftigten die Durchsetzung ihrer Interessen abnehme und sie schwäche; man kann sie aber auch unter dem Aspekt betrachten, dass hier umfassende Systeme tatsächlicher Verbundenheit vorliegen, der Verbundenheit der Arbeitenden mit den durch Alter oder Arbeitslosigkeit Ausscheidenden, der Gesunden mit den Kranken usf.

Diese kollektiven Systeme sind alles Andere als selbstverständlich und werden zunehmend in der Praxis infrage gestellt und erodiert.

Die private Rente unterbricht die Verbundenheit der Arbeitenden mit den Alten im selben Land. Anstelle ihres ‚Generationenvertrags‘, der Rente auf Basis der Umlage zwischen Arbeitenden und Rentnern tritt die Verwaltung privater Versicherungsverträge einzelner Individuen mit profitorientierten Finanzriesen, die ihre Gewinne in hohem Maße aus der internationalen Finanzspekulation und der krassen Ausbeutung der schwachen Länder beziehen. Viele der heute Arbeitenden scheiden auch aus dem Generationenvertrag dadurch aus, dass sie als Niedriglöhner und prekär Beschäftigte nicht mehr mit existenzsichernden späteren Zahlungen aus der staatlichen Rentenversicherung rechnen können. Das Gespenst von drohenden „Verteilungskämpfen zwischen Alt und Jung“, zwischen den Beziehern noch ausreichender (und teilweise merkwürdig fetter) Renten und denjenigen, die zwar einzahlen müssen, aber davon nichts mehr haben werden, taucht schon gelegentlich auf und ich rechne damit, dass eines Tages unter den Bedingungen realer Not versucht werden wird, jüngere Benachteiligte mit Stimmungen zu infizieren wie: ‚schickt die Alten früher auf den Friedhof, dann bekommen wir mehr aus der Rentenkasse‘.

Es wird darauf ankommen, neue ganz bewusste Formen der gesellschaftlichen ökonomischen Verbundenheit, der Fürsorge der Jungen für die Alten wie auch der Alten für die Jungen, der Gesunden für die Kranken, der wirtschaftlich Stärkeren für die Schwächeren usf. zu entwickeln (und natürlich von den noch existierenden nützlichen  Systemen so viel wie möglich zu retten).

Die zahlreichen nicht-staatlichen sozialen Formen, die auf mitbürgerlicher, nachbarschaftlicher, kommunaler Verbundenheit basieren, wie auch Vereine, kirchliche und säkulare Fürsorge usf, streife ich hier nur. Sie wirken sozialer Isolation entgegen und verhindern tendenziell völlige Verelendung und sind in Deutschland traditionell stark entwickelt. Sie prägen unsere Kultur deutlich mit. Entsprechend deutlich sind auch hier Abnahme, Zerstörung zu verzeichnen, die mit den erklärten und mehr noch den versteckten Bestrebungen von gewissen Reichen und Mächtigen, die Menschen zu vereinzeln, zusammenhängen.

 

3. Das starke Bewusstsein des nationalen Zusammenhalts, der Gefährdung durch äußere Kräfte und eine gewisse dementsprechende Engherzigkeit bis hin zum Chauvinismus – und gleichzeitig die relativ große Offenheit für vieles „Äußere“, wie es sich fast gesetzmäßig entwickeln musste in dem großen Land in der Mitte Europas, wo die Einflüsse von allen Seiten zusammentreffen und viele kreative Kombinationen entstehen.

Die politischen Strukturen Deutschlands seit der Lösung aus dem europäischen Frankenreich der Karolinger und den ersten deutschen Königen im 10. Jahrhundert unterschieden sich von denen etwa Frankreichs und Englands in der Entwicklung durch das Mittelalter und die frühe Neuzeit hindurch meist durch die relative Schwäche der Zentralgewalt. Die reale Macht verteilte sich in Deutschland über viele Jahrhunderte hin zwischen vielen relativ starken Territorialstaaten sowie auch vielen relativ autonomen Städten einer- und dem König bzw. Kaiser andererseits, während sie anderswo nach und nach stärker beim König (einem „absoluten“ Herrscher wie Ludwig XIV. in Frankreich) oder einem umfassenden Bourgeoisregime zentralisiert wurde (wie in England seit der ‚glorious revolution‘ von 1688 und der Gründung der bank of England 1694). Der Anspruch des Kaisertums, das Karl d. Gr. um 800 inaugurierte, als Oberherrschaft über das christliche Europa blieb Schimäre.

Man kann durchaus auch positive Kehrseiten der lange Zeit schwachen Zentralisation Deutschlands erkennen.

Namentlich seit dem Bauernkrieg und den Reformationen des 16. Jahrhunderts waren die Machthaber der deutschen Teilstaaten gezwungen, in der Konkurrenz zueinander und in der Furcht vor neuen revolutionären Eruptionen, die innere Entwicklung nicht ganz zu verspielen. Einige von ihnen verlegten sich relativ früh zum Beispiel auf die Verbesserung der Bildung breiterer Schichten. Beispielsweise  waren viele Fürstenhöfe bis hinunter zu Kleinstaaten nicht nur Orte zuweilen protziger Repräsentation und eines oft obszönen Missverhältnisses zwischen dem hier konzentrierten Reichtum und dem Elend breiter Massen, zumal derer auf dem Lande, sondern sie waren immerhin oft auch Kulturzentren mit Bibliotheken und Bühnen für breitere Schichten. Hier ein Beispiel, was selbst winzige Fürstentümer kulturell unternahmen, und ein weiteres.

Einige Teilfürstentümer waren die ersten in Europa, die – bereits seit etwa 1600 – Schritte hin zur allgemeinen Schulbildung unternahmen.

Relativ zahlreich waren auch Universitäten. Zu einer derart deutlichen provinziellen Öde, wie sie das breite Land im hochzentralisierten Frankreich bis heute in gewissem Maße prägt, konnte es in Deutschland unter diesen Bedingungen nicht kommen.

Die Kritik an der ökonomischen Zersplitterung und Unterentwicklung, an dem provinziellen Muff des Systems ist zwar berechtigt, aber einseitig, weil sie die von eben diesem System mit getragene, relativ starke kulturelle Entwicklung Deutschlands nicht berücksichtigt. Diese trug dann ihre Früchte – gerade auch im Ökonomischen – in der zweiten Hälfte des 19. Jhs., als die kapitalistische Zentralisation einsetzte und – im internationalen Vergleich überraschende – ökonomische Stärken Deutschlands zeitigte. Deutschland war seitdem vor allem auch aufgrund seines relativ breiten und differenzierten Bildungssystems international unbestritten führend in vielen Wissenschaften, in Naturwissenschaften und ihren ingenieursmäßigen Anwendungen. Elektrotechnik und Chemie, Relativitätstheorie und Atomtheorie einschließlich Kernspaltung, Fernsehen u.v.a.m. wurden nicht nur, aber entscheidend in Deutschland entwickelt und noch in Nazizeiten schuf Konrad Zuse den ersten elektronischen Computer.

Auch in den Kulturwissenschaften wie Philosophie und Geschichte orientierte man sich international lange Zeit hindurch vorwiegend an den Entwicklungen in Deutschland.

Friedrich Rückert, Orientalist, Sprachwissenschaflter, Dichter

Ludwig Feuerbach, Philosoph und Sozialwissenschaftler

Johann Wolfgang v. Goethe

Eine weitere Seite der viele Jahrhunderte währenden Kleinstaaterei Deutschlands ist wahrscheinlich in dem etwas anderen Grundgefühl zu sehen, das den deutschen Bürger traditionell relativ eng mit „seiner  Obrigkeit“ verbindet. Der Territorialherr – der sächsische oder der bayrische König, ein Herzog von Sachsen-Weimar oder auch das Patriziat einer freien Reichsstadt wie Frankfurt am Main – war seinen Bürgern faktisch etwas näher und unterlag auch größerer Beaufsichtigung ‚von unten‘ als ein absolutistischer Monarch in Versailles mitsamt seinem völlig abgehobenen Adelsgefolge oder die Ausplünderer West- und Ost- Indiens, die Eigner der Kapitalgesellschaften der Londoner City. Die  typisch deutsche Struktur war für feudale Brutalitäten zwar offen, wie den Verkauf von „Landeskindern“ als Soldaten an die Briten für ihren Kolonialkrieg in Nordamerika durch einen hessischen Fürsten oder wie das preußische Knüppelregime, dürfte aber doch insgesamt zu etwas mehr Ausgleich beigetragen haben. Das traditionelle Verbundenheitsgefühl vieler deutscher Bürger mit „ihrem“ Staat, mit „ihrer Obrigkeit“ hat von daher auch reale Gründe. Es ist nicht nur ein Produkt kirchlicher Disziplin und mentaler Unbeweglichkeit („Thron und Altar“ im reformierten Bereich, Bündnis der Habsburgerdynastie mit dem katholischen Klerus).

Ein kompliziertes Kapitel scheint mir von den immer wieder auftretenden Bedrohungen der territorialen Integrität Deutschlands gebildet zu werden. Zumal im Dreißigjährigen Krieg 1618-48: zu dieser Zeit  war fast ganz Deutschland den Annexionsgelüsten der französischen und auch zeitweilig der schwedischen Krone ausgesetzt, die Armeen äußerer Mächte, nicht nur die Armeen der inneren Gegner, der katholischen und der protestantischen Mächte,  plünderten und verbrannten große Teile Deutschlands und mordeten große Teile der Bevölkerung; Frankreich erhob sogar noch unter Napoleon III. bis hin zu Bismarcks Zeit Ansprüche auf das rechte Rheinufer. Nur Polen wurde seit den ersten Teilungen (Ende des 18. Jahrhunderts) noch mehr geschunden, während Deutschland sich zu dieser Zeit schon in einer langen Erholungsphase befand (und Preußen sich massiv an der Zerstörung Polens beteiligte).

Nicht Frankreich, noch viel weniger die Insel England waren je in einer vergleichbaren Lage. Diese Konstellation musste Gefühlen Auftrieb geben wie, dass man seine Existenz gegen äußere Feinde zu verteidigen das Recht habe – das deutsche „Nationalgefühl“ speist sich mE zu nicht geringen Teilen aus dieser speziellen Form der Verbundenheit. Man muss an dieser Stelle selbstverständlich auch vor Augen haben, dass Expansionsgelüste der neuen Eliten des wilhelminischen Reiches (ab 1871) dann in gewisser Weise den Spieß umkehrten, dass im 1. Weltkrieg unverhohlen Annexionen von Teilen Frankreichs, die Annexion Belgiens, Eroberungen im Osten und koloniale Eroberungen in allen möglichen Teilen der Welt angestrebt wurden und traditionelle und in gewisser Weise verständliche Elemente des deutschen Nationalgefühls für brutale imperialistische Abenteuer in Dienst genommen wurden. Aber man sollte auch berücksichtigen, dass dann mit der Niederlage 1918 Deutschland erneut Annexionen hinnehmen musste und fälschlicherweise als Alleinschuldiger des Krieges beschuldigt wurde mit dem Ziel seitens der Siegermächte, es als Nation permanenten neuen Demütigungen unterziehen zu können. Die Siegermächte von 1914-18 und von 1939-45 befassten sich im Ernst mit der erneuten Zerstückelung Deutschlands, der Rückführung auf die frühneuzeitliche Kleinstaaterei, mit Entvölkerungs- und Re-Agrarisierungsplänen (Morgenthau), und nur die konkreten machtpolitischen Zerwürfnisse zwischen den „Siegern“, der Sowjetunion, den USA, Großbritannien und Frankreich verhinderten Derartiges. Die Spaltung von 1945 war immerhin so etwas wie ein Ausläufer solcher Interessen.

Wenn man heute im Zeichen der prinzipiellen Kritik am Nationalismus und im Zeichen des Strebens nach dem Bewusstsein weltweiter Verbundenheit über die nationalen und kulturellen Trennungen hinweg sich auch das deutsche Nationalgefühl kritisch zur Brust nimmt, darf man mE nicht vergessen, dass dieses von der hier skizzierten konkreten deutschen Geschichte her auch Elemente elementarer Verbundenheit enthält. Bedeutende Repräsentanten der Kultur haben es auch immer wieder einmal verstanden, diese Elemente zu verbinden mit Weltoffenheit und der Wertschätzung anderer Nationen und Kulturen, ja aller Kulturen.

Die Globalisten und Transhumanisten negieren prinzipiell die Nationen und die Nationalstaaten und arbeiten derzeit an der Installierung einer multipolaren Aufteilung der Welt unter die mächtigsten Eliten wie bpsw. die Eliten der USA oder Chinas. Traditionelle politische Systeme wie nationale Parlamente und gewählte Regierungen, allgemeine Wahlen usf. gehören für sie der Vergangenheit an, an ihre Stelle treten weltweit einige wenige Machtzentren, eben die Pole einer sog. Multipolarität, die die Bevölkerungen zahlreicher Staaten jeweils zusammenfassen unter bürokratischen  Regierungen, die der Kontrolle durch nationale Wahlen faktisch entzogen und lediglich ihren Geldgebern, den größten Finanz-, Digital-, Pharma- und sonstigen Konglomeraten verantwortlich sind. Ein Beispiel ist die EU-Bürokratie.

Manche fragen sich , warum Deutschland so besonders betroffen war und weiter ist von der Hartnäckigkeit, mit der die Parteien und Regierungen die – auch wirtschaftlich ­- ruinösen Zwangsmaßnahmen der Corona-Episode durchgezogen haben und bis heute sich der Kritik daran entziehen, auch von der Blockade der Debatte in sämtlichen etablierten Medien, Gibt es dafür globale Parallelen? Gibt es in den Interessen der übergeordneten Machtgruppen wie des US-Komplexes spezielle Motive, warum Deutschland so gnadenlos heruntergefahren wurde  und nunmehr anscheinend vor noch umfassenderer und andauernder Herabdrückung, ja vielleicht tatsächlich vor so etwas wie seiner historischen Abwicklung steht? Vor der Zerstörung aller der tiefgehenden Verbundenheiten, die das Land jahrhundertelang geprägt hatten und auch zu der zeitweiligen außergewöhnlichen Leistungsfähigkeit in ökonomischer und kultureller Hinsicht wesentlich beigetragen haben? Zu Ende des 19. Jahrhunderts blamierte es damit die traditionellen Kolonialmächte England und Frankreich, es rappelte sich aus der Niederlage von 1918 wieder hoch und selbst nach einer zweiten großen Niederlage 1945, der weitgehenden Zerstörung und der Teilung in zwei Staaten kamen seine traditionellen Stärken doch wieder erneut zum Tragen.

Vielleicht sind es mehrere für Deutschland historisch und  geopolitisch prägende Besonderheiten, die gründlicher als bisher zerstört werden müssen, wenn die Globalisten ihre derzeitigen geopolitischen Konzepte realisieren wollen. Vielleicht sind es die erwähnten starken inneren Verbundenheiten, vielleicht ist es auch die geografische Mittel- und Mittlerstellung zwischen Ost und West[2]. Mit der „Multipolarität“ wird jede eigenständige Qualität Deutschlands, seine ökonomische Stärke, sein politisch-kultureller Anspruch, wie er sich etwa im Grundgesetz noch niederschlägt, und auch der generelle demokratische emanzipatorische Anspruch, der sich aus der Zeit der Aufklärung und der Weimar-Jenaer Klassik herleitet, zum Störfaktor.

Unter derartigen Gesichtspunkten könnte man mE versuchen, die offensichtlichen Dekadenzerscheinungen Deutschland tiefer zu verstehen, und zwar als wesentlich gewollte Bewegungen innerhalb globaler Umstrukturierungen, deren Treiber man pauschal als Globalisten, Transhumanisten und Multipolaristen identifizieren würde.

An dieser Stelle breche ich erneut ab, obwohl bislang Vieles nur angerissen wurde und vielleichtauch fragwürdige Gesichtspunkte zur Geltung kamen.

Que faire?

Wir haben im Offenen Roten Kreis  uns bereits darauf verständigt, dass Angst vor bestimmten vorgestellten Zukünften wie z.B. dem eben skizzierten Abstiegs-Szenario der schlechteste Ratgeber ist. Nicht nur, weil wir mittels Ängsten am effektivsten beherrscht werden können, auch weil wir uns selber dadurch am effektivsten lähmen. Wenn im Obigen massive Dekadenzerscheinungen an unserem geliebten Land beschrieben wurden – die weltweit viele Parallelen haben, wenngleich sie an jedem Land der Welt, sogar an jedem Ort spezifisch daherkommen -,  heißt das ja keineswegs, dass sie immer stärker werden und uns schließlich unter sich begraben müssten. Wie tief das soziale und kulturelle Niveau noch sinken könnte, welche Zerstörungen wir würden hinnehmen müssen, können wir nicht wissen; wir können lediglich aufmerksamer werden für das, was ist, was wir beobachten können, und uns selber fähiger machen, mit den Herausforderungen umzugehen.

Wir wissen auch  nicht, welche Entwicklungen die zahllosen gesellschaftlichen Konflikte der Welt nehmen werden und ob es immer die Extremisten des Transhumanismus, wie Schwab und Harari, und des permanenten ‚Krieges aller gegen alle‘ sein werden, die oben bleiben. Je mehr das jedoch der Fall sein würde, desto klarer würde Vielen die Notwendigkeit des völligen Brechens mit allem in uns selber, das uns mit solchen Auswüchsen problematischer Vergangenheiten verbindet.

Eine klare Schlussfolgerung ziehe ich aber doch aus dem bis hierher Ausgeführten:  immer bewusster werden, wie verbunden wir alle sind, wie abhängig das individuelle Leben und Glücksstreben, die Familien, die Kommunen, die Unternehmen, die Staaten und was auch immer, von guter Kooperation sind. Das Prinzip der breiten gesellschaftlichen Nützlichkeit alles Tuns und Lassens ist ein guter Leitgedanke. Auch unsere eigene Geschichte, die Geschichte unseres Landes, wie krumm und zum Teil auch abstoßend sie in vieler Hinsicht gewesen sein mag und noch weiter werden kann,  kann hier viele positive Hinweise geben.

 

 

 

[1] Auch Deutschland verlegte sich bekanntlich schließlich auf Kolonialpolitik, unter der Führung eines expansiven Kapitalismus und Militarismus seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Zwar waren seine Kolonien von Ausmaß und Wert her bescheiden im Vergleich mit denen der alten Kolonialmächte und auch mit dem Neokolonialismus der USA, doch genügte dieser Versuch einer Neuaufteilung der Welt, um schwerste Konflikte zu aktivieren, zu einem Ersten Weltkrieg massiv beizutragen und drastische Strafen seitens der schlussendlichen  Sieger nach sich zu ziehen.

 

[2] Zu dieser Mittlerstellung kann ich hier nur ein paar Vermutungen äußern: oberflächlich betrachtet, hat sie die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland seit 1945 zu so etwas wie einer Schaukelpolitik zwischen den USA und der Sowjetunion, später Russland, gezwungen. Aber vielleicht kann man die Dinge auch so sehen, dass diese „Supermächte“ ihrerseits gezwungen waren, um nämlich die Nutzung der Exzellenzen Deutschlands für ihre jeweiligen eigenen Machtinteressen nicht zu verlieren, unserem Land Konzessionen machen mussten und große Zerstörungen im Herzen Europas nicht erneut zulassen konnten. Diese Epoche geht nun dem Ende entgegen.

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Wie an der Person Jeffrey Sachs die Widersprüchlichkeit der neuen Friedensbewegung deutlich wird

Am Promi-Redner Jeffrey Sachs (Großkundgebung in Berlin am 25.2.23 zusammen mit Sarah Wagenknecht, Alice Schwarzer u.a.) wird Einiges zur inneren Widersprüchlichkeit der neuen Friedenbewegung deutlich.

Sachs ist seit langem ein Insider der kapitalistischen Versklavung in Ost und West. Sein Einsatz für die sog. Nachhaltige Entwicklung widerspricht dem nicht, sondern bestätigt es.

Die inneren Umgestaltungen von Wirtschaft und politischer Führung sind in den wichtigsten geografischen Bereichen der neuen Multipolarität, den USA bzw. Nordamerika, der EU, China und auch in Putin-Russland dieselben. Das chinesische social credit system zeigt nur besonders deutlich deren Gehalt. Bei der Entwicklung von digitalen Systemen der Überwachung und Steuerung der Bevölkerung arbeiten diese „Großen“ auch weiter eng zusammen. Beispiel: Beim letzten G20-Gipfel in Bali verpflichteten USA, Russland, EU, China etc. sich gemeinschaftlich  – Ukrainekrieg hin, Ukrainekrieg her – solche Programme wie einen internationalen Pandemievertrag zu forcieren. Ich erinnere mich an einen interessanten Beitrag auf „multipolar“ über eine von russischen und US-Experten hochrangig bestückte Konferenz über Cybersicherheit in Moskau – um ein weiteres Beispiel zu nennen. Es ging um die Sicherheit der administrativen totalitären digitalen Systeme, worum denn sonst?  Einen ähnlichen Charakter wie die sehr eigenartig getönte Gesundheitspolitik der G20 hat auch die sog. Nachhaltigkeitspolitik, wie sie seit langem vom Club of Rome und u.a. auch vom World Economic Forum beschrieben wird. Sie wollen uns weismachen, Nachhaltigkeit und Friede könnten und müssten unter der Kontrolle derjenigen bleiben, die Nachhaltigkeit und Frieden bisher schon systematisch ruinieren.

Die gemeinsame Sorge der Oligarchen in Ost wie West betrifft die innere Stabilität. Sie meinen damit die Stabilisierung und Intensivierung der Unterdrückung, wie an der Coronapolitik bereits beispielhaft durchexerziert und in weitaus radikaleren weiteren Vorhaben wie dem Pandemievertrag, der Bargeldabschaffung und der Militarisierung sich abzeichnend. Über die Antriebe solcher Vorhaben kann man spekulieren; sicher spielt die weitere Zentralisierung des Kapitals eine Rolle, vielleicht aber auch das Gespür der Regimes für wachsende Bewusstheit und Emanzipationsstreben großer Teile der Menschheit, die es zu unterdrücken gilt.

Die Sorge, dass kriegerische Konflikte zwischen den beteiligten Großen, wie sie in der neuen Multipolarität normal und eingepreist sind wie z.B. der Ukrainekonflikt, wie Rohstoffkriege in Afrika oder der Taiwankonflikt außer Kontrolle geraten und zu Zusammenbrüchen der inneren Ordnungen beteiligter Mächte führen könnten, treibt mE solche Aktivitäten wie die von Jeffrey Sachs an. Verhandlungen dieser Art werden kommen und gehen, aber sie werden den Emanzipationsbestrebungen der Menschen in Ost, West, Süd und Nord nicht zugutekommen, sondern eher dem Gegenteil. Dafür werden sie jetzt favorisiert. Ich spreche mich absolut nicht gegen eine Verhandlungslösung für die Ukraine aus, ich spreche mich ebenso wie die Friedensbewegung und J. Sachs für sofortigen Waffenstillstand aus. Aber wie auch immer sie konkret ausgehen werden: die zentralen Fragen werden hier nicht gestellt und sollen nicht gestellt werden. Wie können wir neue, demokratischere, emanzipativere Formen der Gesellschaftlichkeit erreichen, wie können wir die grundlegenden Verbundenheiten der Menschheit bewusster und praktikabler machen?

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Historische Zusammenhänge zwischen der CO2-Einsparpolitik, den Interessen der Superreichen und dem social credit system (SCS) Chinas, das zunehmend auch im „Westen“ Einzug hält.

 

Das politische Konzept hinter den Programmen der CO2-Einsparung kann mittlerweile deutlicher erkannt werden. Kurz gesagt:

Jedem Erdenbürger wird eine bestimmte Lebens-Ration an Verbrauch von fossilem Brennstoff bzw.  an CO2-Ausstoß zugemessen, der von einer zentralen technokratischen Behörde festgelegt und in der Praxis kontrolliert wird. Dass die Superreichen dieser Kontrolle unterworfen würden, bleibt utopisch, aber für die ganz große Mehrheit der Menschen kann sie verwirklicht werden. Soll sie tatsächlich zur Gesundung der Erdatmosphäre dienen – oder der Bewahrung der Privilegien eben dieser Superreichen? Würde sie durch demokratische Entscheidungen und verantwortliche Staatsapparate verwirklicht oder durch technokratische Handlanger der Eliten mit ihrer mittlerweile relativ ausgereiften digitalen Erfasssung nachgerade jedes Pups jedes Erdenbürgers?

Der Verdacht liegt auf der Hand, dass das Konzept den Eliten ein bisher nicht gekanntes Maß an Steuerung des Verhaltens der Weltbevölkerung verschaffen soll.

 

Ein strukturell ähnliches Konzept wurde, in eben solchen Kreisen in den USA, bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt.

Es kann nachgelesen werden in „The Technocracy Inc. study course”. Die Autoren waren Howard Scott und Marion King Hubbert.

Nachzulesen in “The Wayback Machine” – https://web.archive.org/web/20200716210736/https://www.technocracyinc.org/wp-content/uploads/2015/07/Study-Course.pdf

 

Hier heißt es S. 252 f.:

“The income is granted to the public in the form of energy certificates.
These certificates are merely pieces of paper containing certain printed matter. They are issued individually to every adult of the entire population.”
….

“The record of one’s income and its rate of expenditure is kept by the
Distribution Sequence, so that it is a simple matter at any time for the Distribution Sequence to ascertain the state of an unknown customer’s balance. This is somewhat analogous to a combination bank and department store, wherein all the customers of the store also keep bank accounts at the store bank. In such a case the customer’s credit at the department store is as good as his bank account, and the state of this account is available to the store at all times.”

“Das Einkommen wird an die Öffentlichkeit ausgegeben in Form von Energiezertifikaten. Diese sind bloß Papier mit bestimmten Aufdrucken. Sie werden individuell an jeden Erwachsenen der gesamten Bevölkerung ausgegeben.

Die Aufzeichnung des Einkommens jeder Person und die Rate seines Verbrauchs erfolgt bei der Distribution Sequence [der zentralen technokratischen Behörde –  meine Interpretation dieses Wortes, WGr.], sodass es für die Distribution Sequence ein Leichtes ist, den Kontostand eines unbekannten Kunden festzustellen.

Dies ist in etwa analog zu einer Kombination einer Bank mit einem Laden, wobei alle Kunden des Ladens auch Bankkonten bei dem Laden unterhalten. Hierbei ist der Kredit des Kunden bei dem Laden so gut wie sein Bankkonto, und sein Kontostand ist jederzeit für den Laden verfügbar.“ (meine Übs., WGr.)

Der “Disillusioned Blogger”, Iain Davis, hat diesen historischen Hintergrund ausgegraben. Den Überwachungssystemen hat er den Namen „Technate“ gegeben im Anschluss an ihren frühen Propagandisten Marion King Hubbert. Davis schreibt zur Erklärung u.a. Folgendes:

„The Technate, to Hubbert and Scott, was a technocratic society envisaged to encompass the North American continent. It would be administered by a central planning body formed of scientists, engineers and other suitably qualified technocrats. They believed technocracy would require a new monetary system based upon a calculation of the Technate’s total energy usage. People would be allocated an equal share of the corresponding “energy certificates” (as a form of currency) denominated in units of energy (Joule or erg, etc.):”

 

“Das Technat lt. Hubbert und Scott war eine technokratische Gesellschaft, die den nordamerikanischen Kontinent umfassen sollte. Sie würde verwaltet durch eine zentrale Planungsagentur aus Wissenschaftlern, Ingenieuren und anderen entsprechend qualifizierten Technokraten. Sie glaubten, die Technokratie erfordere ein neues Geldsystem auf der Grundlage einer Berechnung des gesamten Energieverbrauchs des Technats. Den Menschen würde ein gleicher Anteil an den entsprechenden ‘Energiezertifikaten‘ (einer Art Währung) zugeteilt, lautend auf Energiemaßeinheiten (Joule oder erg, etc.):“

“They envisioned a new price system, with all commodities and goods valued according to the energy cost of their production. Purchases made with “energy certificates” would then be reported back to the appropriate department of the technocratic central planning committee. The transactions would be catalogued and analysed, enabling the central planners to precisely calculate the rolling energy balance—the balance between energy production and consumption—for the entire Technate.”

„Sie stellten sich ein neues Preissystem vor, in dem alle Waren und Güter nach dem Energieaufwand für ihre Produktion bewertet würden. Käufe mittels der ‚Energiezertifikate‘ wären zu melden an die entsprechende Abteilung der zentralen technokratischen Planungsagentur. Die Transaktionen würden katalogisiert und analysiert, wodurch die zentralen Planer die laufende Energiebilanz exakt kalkulieren könnten – die Bilanz zwischen Energieproduktion und -verbrauch, für das gesamte Technat.“

“In order for this system to work, all consumers’ energy expenditure (including all daily transactions) would need to be recorded in real time; the national inventory of net energy production and consumption would have to be constantly updated, around the clock; and a registry of every commodity and product needed to be scrupulously maintained, with every individual living in the Technate allocated a personal energy account. This would be updated to record their energy usage and personal net energy balance. “

 

„Damit dieses System funktioniert, müsste der Energieverbrauch aller Verbraucher simultan aufgezeichnet werden; das nationale Verzeichnis von Nettoproduktion und -verbrauch müsste ständig rund um die Uhr aktualisiert werden; und ein Verzeichnis jeder Ware und jedes Produkts wäre genauestens zu führen, wobei jedem Individuum, das im Technat lebt, ein persönliches Energiekonto zugeordnet wäre. Dieses würde aktualisiert, um ihren Energieverbrauch und ihre persönliche Netto-Energiebilanz aufzuzeichnen.“

“Hubbert and Scott made it clear that, for technocracy to work, an all-pervasive energy surveillance grid would be required. All citizens would be individually identified on the grid and every aspect of their daily lives monitored and controlled by the technocratic central planners.”

„Hubbert und Scott machten deutlich, dass ein alles durchdringendes Netzwerk der Energieüberwachung erforderlich wäre, damit die Technokratie funktionierte. Alle Bürger wären individuell im Netz identifizierbar, jeder Aspekt ihres täglichen Lebens stünde unter der Beobachtung und Kontrolle durch die technokratischen zentralen Planer.“

https://iaindavis.com/china-technocracy-part-1/ abgerufen am 28.01.23

(Am Rande vermerkt: der Wert von Davis‘ Untersuchung wird nicht gemindert durch eine Passage, in der der „Große Sprung“ in China – 1958ff. – falsch dargestellt wird.)

 

Der Ko-Autor dieses Textes von 1934 („Technocracy Inc. study course”), Marion King Hubbert (1903-1989), ausgebildet als Naturwissenschaftler und Philosoph, arbeitete zunächst für eine „Amerada Petroleum Company“, dann beim Board of Economic Warfare der USA und von 1943-1964 für den Shell-Konzern. Er wurde vor allem durch das von ihm 1956 geprägte Schlagwort „Peak Oil“ bekannt. 1974 erklärte er, ab 1995 werde die globale Ölfördermenge aufgrund angeblicher Erschöpfung der Lagerstätten zwangsläufig sinken.

Diese Behauptung wurde von der internationalen Praxis längst gründlich widerlegt, diente aber sehr gut bestimmten politischen Programmen. Für politische Programme, die von den Massen die Einschränkung ihrer materiellen Ansprüche verlangen, die Katastrophen „vorhersagen“, wenn sie nicht diesen Forderungen folgen, sind derartige Schlagworte nützlich. Auch exzessive Steigerungen der Preise fossiler Energieträger, Verknappung von fossilen Energieträgern für Staaten, die nicht mitspielen wollen, bspw. Energieverknappung und -verteuerung für aufstrebende Entwicklungsländer, um deren Ansprüche zu zügeln, u.v.a.m. sind Anwendungsgebiete derartiger Schlagworte. Entsprechend wurden und werden sie von denjenigen Medien verbreitet, welche den Interessen der US-Oligarchie und anderer Eliten verbunden sind. Bspw. findet sich die Behauptung, ab 1995 werde nicht mehr genug Erdöl gefördert werden können, auch in „Die Grenzen des Wachstums“ von 1972.

Das Gedankenschema, mittels der zentralisierten Kontrolle des Verbrauchs der weltweit noch immer bei weitem wichtigsten Energieträger, der fossilen, das gesamte wirtschaftliche Verhalten der Weltbevölkerung, die Politik der Staaten und die individuelle Lebensführung des Bürgers steuern zu können, lässt sich in den aktuellen medialen und politischen Kampagnen gut wiedererkennen, bspw. in der Betonung der angeblichen Rolle des CO2-Ausstoßes für den Klimawandel. Es ist mittlerweile weiter konkretisiert worden in dem Schlagwort des CO2-Fussabdrucks.

Hier spielt nicht mehr die angebliche katastrophale Erschöpfung der Lagerstätten die zentrale Rolle, wie noch 1972 beim „Club of Rome“, sondern die Klimaschädigung durch das CO2, das bei der Verbrennung entsteht. Wiederum wird „die Wissenschaft“ angerufen, analog der seinerzeit angeblich unwiderlegbaren „Wissenschaft“ hinter den Prognosen des „Club of Rome“. Die heutige Wissenschaft habe nunmehr zweifelsfrei festgestellt, nicht nur dass der Klimawandel wesentlich menschengemacht sei, sondern dass ganz speziell das CO2 der Hauptschädling sei, auf dessen Reduzierung sich alle politischen Anstrengungen und alles Engagement des Bürgers für das allgemeine Wohl zu konzentrieren habe.

Die politische Schlussfolgerung: dem „Normalbürger“ wird eine bestimmte, angeblich ihm zuzurechnende Verbrauchsmenge an fossilen Brennstoffen zugeordnet. Bekanntlich sind die riesigen Privatyachten der internationalen Geldeliten, ihre Privatjets und ihre Paläste von derartigen Maßnahmen ausgenommen. Das Verhalten des Normalbürgers allerdings muss bis ins Detail überwacht werden: was kauft er ein, wie wohnt und heizt er, wieviel reist er etc. pp. Die Zuordnung ist Sache von bestimmten „technokratischen“ Bürokratien mittels sog. Künstlicher Intelligenz, die demokratisch nicht legitimiert sind. Die Zustimmung wird dem Bürger unter moralischem Druck suggeriert oder auch abgepresst: wenn er sich der Überwachung nicht unterordnet, gehört er zu den Unverantwortlichen, die die künftige Existenz von Natur und Menschheit in egoistischer Weise aufs Spiel setzen, und muss sanktioniert werden.  Näheres: https://norberthaering.de/macht-kontrolle/co2-budget-schellnhuber/

Das „Social Credit System“, das in China bereits zunehmend in die Praxis umgesetzt wird, enthält – neben der Überwachung des politischen Verhaltens – auch genau diejenige Erfassung der Daten der persönlichen Lebensführung, des Verbrauchs und des Einkaufsverhaltens, welche den Schöpfern der „Technokratie“- Bewegung in den USA der 30er Jahre offenbar bereits vorgeschwebt hat. Sie hätten sie mangels technischer Grundlagen damals nicht realisieren können.  Heute ist das anders. Die technischen Grundlagen sind bereit. Ob die Menschheit sich das alles gefallen lässt, ist eine andere Frage.

 

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Zeiten des Mangels und des menschlichen Reichtums

Vorbemerkung:

Dies ist eine durch Vorschläge eines Freundes und gemeinsame Überarbeitung deutlich bereicherte Fassung meines Beitrags „Zeiten des Mangels“ v. 12.7.22. Ich nehme die erste Fassung vom Netz.

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Die Regierung Deutschlands kündigt Jahre der ökonomischen Einschränkungen und sozialen Härten an.

Viele verstehen das wohl bisher als Ankündigung von Bemühungen, den Kern der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und des sozialen Zusammenhalts zu retten, bis es wieder aufwärts gehe.

In unserer Sicht ist Anderes im Gang, nämlich der grundsätzliche Abschied von einer Gesellschaft, die soziale Sicherung, einen gewissen Wohlstand, die Enthebung von ständigen Existenzsorgen versprochen und dies teilweise auch realisiert hat – zumindest für eine relativ große Mehrheit der Mitbürger. Die im Entstehen befindliche Gesellschaft bringt Vielen ständige Mangelerscheinungen, direkte Not und Verfall der elementaren Existenzgrundlagen, bei noch extremerer Bereicherung kleiner Oberschichten.

Diese Entwicklung wird uns nicht von äußeren Mächten aufgezwungen wie etwa von Russland durch den Krieg in der Ukraine und weitere Zuspitzungen, mit denen zu rechnen ist. Sie ist vielmehr Teil radikaler gesellschaftlicher Umgestaltungen, die uns von dem eigenen System zugedacht sind, dem sog. „demokratischen Westen“ unter Führung der US-Eliten. Das Treiben der anderen, weltweit rivalisierenden Ausbeutergesellschaften wie China und Russland ist hier höchst willkommen zur Verdeckung oder Rechtfertigung der eigenen Strategie. Denn darin sind alle Herrschaftssysteme gleich: Der eigene Zerstörungswille wird geleugnet; stattdessen wird von der jeweiligen Bevölkerung verlangt, dass selbst die größten Härten von Krieg, Isolation und Massensterben akzeptiert werden müssten, weil sie letztlich doch nur Abwehrreaktion auf äußere Bedrohungen seien. Im Westen heißt es: Zur Bewahrung der Kerne von Demokratie und Wohlstand seien sie unumgänglich – diesen Blickwinkel versuchen sie mit Hilfe aller großen Medien in der Wahrnehmung durch die Bevölkerung zu verankern.

In der Strategie des „Great Reset“, wie sie in dem Buch „Covid19 – Der große Umbruch“ von Klaus Schwab und Thierry Malleret (2020) vorgestellt wird, wird die wirtschaftliche Enteignung der großen Mehrheit angekündigt. Sie erscheint dort unumgänglich zur vermeintlichen Rettung der Menschheit vor Pandemien, Klima- und Umweltkrise.

Das Hindrängen der westlichen großkapitalistischen Kräfte unter der Führung der USA zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem globalen Rivalen China, der Macht hinter Russland, wird in der Vorgeschichte des Ukrainekriegs seit dem „Maidan“ (2014) deutlich. Jede Regung europäischer Selbständigkeit, wie sie teilweise von Schröder und Merkel vertreten wurde, wurde behindert und wird jetzt vollständig blockiert. Diplomatische Lösungen waren und sind unerwünscht.

Man muss die Bestrebungen der westlichen und östlichen Eliten ernst nehmen, uns, der Bevölkerung, ein System der digitalen Kontrollen, Entmündigungen, Belohnungen und Strafen Schritt für Schritt überzustülpen, wie es das chinesischen „social credit system“ als Vorreiter praktiziert.

Die Macht des „Westens“ zeigt sich in der US-Finanzaristokratie a la Blackrock, politisch-geheimdienstlich in den digitalen Datensammelwut- und Lenkungskonzernen a la Google. Sie wird einen erheblichen Teil nicht nur der amerikanischen, sondern auch der europäischen Bevölkerung in existentielle Not bringen. Erwünscht sind der Wegfall vieler Millionen „unnützer Esser“ und die Abhängigkeit derer, die noch leben dürfen, von staatlichen Zuwendungen, die nur bei Unterwerfung unter permanenten digitalen Gehorsamsdrill noch gewährt werden. Die Prinzipien „Teile und Herrsche“ sowie „Zuckerbrot und Peitsche“ waren, seit es Eliten gibt, ihr Mittel zur Sicherung der Herrschaft. Jetzt leben die Akteure des Weltwirtschaftsforums und analog auch die chinesische Führung in der Wunschvorstellung, dass sie mit den neuen technologischen Möglichkeiten die totale Kontrolle über die Menschheit herstellen können.

Doch dabei wird ihnen eine grundlegende Eigenschaft des Menschen im Wege stehen: Das Empfinden der Würde, das in jedem Menschen tief verankert ist und das Bedürfnis nach Selbstschutz und Verbundenheit beinhaltet. Auch in den Herrschenden selbst ist ihre unersättliche Gier nach Macht und Geld, der totale Egoismus, nur der Reflex auf den unerträglichen Mangel an Liebe und Gemeinschaft, aus dem diese Rücksichtslosigkeiten überhaupt erklärbar sind. Diese tiefe Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben wird beispielsweise bei den sexuellen Eskapaden als Ersatzbefriedigung deutlich. Nicht zufällig hatte Epstein sog. Persönlichkeiten aus den obersten Schichten immer wieder junge Mädchen zugeführt. Er musste sterben, als dieses Netzwerk aufflog.

Die historische Steigerung von Ausbeutung, Mord und „Transhumanismus“, mit der wir aktuell konfrontiert sind, beinhaltet das intensive Bemühen der Elite, die Verbundenheit unter den Menschen zu unterbinden. Aber es bringt zugleich die Entwicklung hervor, dass die lebensnotwendige Verbundenheit immer mehr Menschen bewusst wird. Dass alles miteinander verbunden ist und Mensch, Erde und Natur nur in guter Verbindung gemeinsam lebensfähig sind, das können diese extremen Egoisten nicht unterdrücken. Immer mehr Menschen distanzieren sich von den bedrohlichen Strukturen der unbedingten Bereicherung der Milliardäre, von den Strukturen der Spaltung der Gesellschaft durch individuelle Konkurrenz und durch globale Rivalitäten und von den Strategien der gewaltsamen Ausmerzung der Widersprechenden.

Das Bewusstwerden der Verbundenheit in Zeiten des Mangels bringt neue Formen des Zusammenhalts und der selbständigen Existenzsicherung hervor. Menschen, zunächst nur in kleinen Gruppen, versuchen sich unabhängiger zu machen und die Fähigkeiten zur Kooperation zu entfalten. Wir besinnen uns immer mehr auf die elementare Kraft der menschlichen Verbundenheit, die unsere eigentliche Existenzgrundlage ist und die uns unbegrenzte Energie zur Verfügung stellt. Wir entwickeln entsprechende praktische Formen der Existenzsicherung auf der Grundlage des persönlichen, des lokalen, des nationalen, des globalen humanen Miteinanders. Glückauf!

 

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