BlackRock und die neuen Strukturen des westlichen Kapitalismus – zu Werner Rügemers neuem Buch

 

Die Strukturen des westlichen Kapitalismus sind mittlerweile deutlich anders als wir sie gewohnt sind zu sehen.

Einen deutlichen Impuls, sich mit den Veränderungen zu befassen, gibt Werner Rügemer in seinem neuen Buch „BlackRock & Co enteignen!“. Es ist Anfang Sept. 21 erschienen und zeichnet die „Spuren einer unbekannten Weltmacht“ (BlackRock) nach.

Hier ganz kurz zu einigen der wichtigsten darin enthaltenen Informationen: wie bedeutend ist BlackRock innerhalb der „westlichen“ kapitalistischen Welt, welcher neuartigen Geschäftsmethoden bedient es sich?

BlackRock ist heute der größte „Vermögensverwalter“ der (westlichen) Welt. Der Wert der dort angelegten Vermögen war im Juni 2021 auf 9,5 Billionen US$ gestiegen, „so viel Kapital in einer Hand gab es noch nie“ (S. 25) Es handelt sich um einen nominellen Wert in Höhe etwa des Dreifachen der nominellen jährlichen gesamten Wirtschaftsleistung Deutschlands, um 9.500 Milliarden US$.

Wenn man sein Geld BlackRock anvertrauen will, kann man dies u.a. als HNWI tun, als „High Net Worth Individual“ und muss zu diesem Zweck nachweisen, dass man mindestens 5 Mio. US$ an frei verfügbarem Vermögen hat, oder als UHNWI „Ultra High Net Worth Individual“, welches mindestens ca. 50 Mio.US$ nachweisen kann. An die Ärmeren wendet sich BlackRock mit Angeboten von ETFs, „Exchange Traded Funds“.

Rügemer beschreibt das Geschäftsmodell von BlackRock v .a. anhand der Firmenbeteiligungen und anhand der Spekulationstechnik:
„BlackRock ist gegenwärtig Miteigentümer, etwa als Aktionär, in 18.000 Banken, Unternehmen und Finanzdienstleistern, vor allem in den USA und Kanada, in Großbritannien, Australien und Neuseeland, in der Europäischen Union und in Mittel- und Südamerika, in Hongkong, Singapur, Israel, Saudi-Arabien und Japan. Eine solche zahlreiche gleichzeitige Präsenz eines einzigen Eigentümers gab es in der Geschichte des Kapitalismus noch nie.“(S. 25)

Die Beteiligungen verschaffen BlackRock Einblicke in die inneren Verhältnisse der Unternehmen, bspw. auch aller 30 DAX-Konzerne.
Solche Informationen werden in das extrem leistungsstarke Rechnersystem von BlackRock mit dem Namen ALADDIN eingespeist, neben den jeweils aktuellsten weltweiten Daten von Börsen etc., politischen Nachrichten usf. Die Verarbeitung erfolgt so schnell, dass BlackRock in seinen spekulativen Geschäften immer die Nase vorn hat bzw. das seinen Anlegern wenigstens erzählen kann.

BlackRock ist vor allem auch mit den ganz großen Digital-, Pharma- und anderen Finanzkonzernen eng verknüpft, indem diese an BlackRock beteiligt sind und BlackRock wiederum an ihnen. Neben BlackRock arbeiten mit ähnlichen Geschäftsmodellen weitere „Vermögensverwaltungen“ wie Vanguard, die ebenfalls auf ähnliche Weise mit BlackRock und untereinander und mit vielen weiteren Unternehmen verknüpft sind.
BR-Lobbyisten „beraten“ die Regierungen, die EU, die Weltbank, die EZB usf. Der langjährige Chef von BR, Laurence Fink, ist u.a. auch eine wichtige Figur des World Economic Forum(WEF), das von Rügemer folgendermaßen beschrieben wird:
„Aufbau einer privaten Welt-Nebenregierung, Plattform für ESG-Propagandisten wie BR-Chef Fink, William (‚Bill‘) Gates, Klaus Schwab, Christine Lagarde, Ursula von der Leyen, Prinz Charles“ (S. 159)
„ESG“ ist lt. Rügemer „der populistische Wertekanon von BlackRock Co.: Environment (Umwelt), Social (Soziales), Governance (gute Unternehmensführung“ (S.157)

In meinen Worten: das WEF maßt sich an, auch die politische Steuerung der (westlichen) Welt nach und nach in die Finger zu bekommen, indem die führenden Konzerne die entscheidenden Manager für die Umwelt, die soziale Gerechtigkeit und die Sauberkeit der Unternehmensführungen werden. Die größten Umweltschädlinge, die räuberischsten Zerstörer der Löhne und der sozialen Sicherungen, die größten Steuerflüchtlinge und –fluchthelfer, die größten Enteigner privaten Eigentums, auch Firmeneigentums, spielen sich als die Retter der Welt auf, und die wichtigsten Regierungen von Biden bis Merkel, die wichtigsten Medien von NYT bis ARD und FAZ singen das Lob dieser ehrenwerten Bemühungen.

Auch die „Corona“-Politik wurde, wen wunderts noch, in diesen Kreisen entworfen und geplant, siehe z. B. das Buch „COVID-19: The Great Reset“ (2020) von Klaus Schwab und Thierry Malleret. Schwab ist der zentrale Organisator des WEF, Malleret ist u.a. Gründer einer Vermögensverwaltung namens IJ, die sich an UHNWIs ab 100 Mio. US& richtet (Rügemer S. 173)
Am Rande bemerkt: wenn der deutsche Kapitalismus mittlerweile so eng mit BlackRock und ähnlichen finanzkapitalistischen Spitzenorganisationen verfilzt ist, wie man aufgrund von Rügemers allgemeinen Erläuterungen vermuten muss, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass er und seine politischen Vertreter wie CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne usf. gegenüber der politischen Vereinnahmung durch die westlich-internationale Corona-politik wehrlos, ja Komplizen sind. Wenn deutsche Mittelständler ihre Profite bei BlackRock mit jährlichen Wertsteigerungen von 10% anlegen können, kann man sie als mögliche Opponenten abschreiben. Sie lassen sich anscheinend sogar willig selber enteignen und geben ihr Vermögen BlackRock in „Verwaltung“ – warum denn eigene Geschäfte noch machen mit mageren Profitraten von vielleicht 2%, wenn BlackRock die Möglichkeit bietet, an der weltweiten Ausbeutung und den kriminellen Spekulationen beteiligt zu werden und dadurch ohne Mühe 10% zu machen?

Solche Umstände dürften auch das Rätsel leichter lösbar erscheinen lassen, warum eine Niete wie Friedrich Merz seit langem und gerade auch unter CDU-nahen Mittelständlern als „Wirtschaftsexperte“, als der Kopf der ökonomischen Intelligenz der CDU propagiert wird –  er war ja sogar vier Jahre lang direkt bei BlackRock beschäftigt.

Es gibt einige Probleme, auf die Rügemer seine Leser unweigerlich mit der Nase stößt, die er aber selber in diesem Buch nicht thematisiert:
Was bedeutet die bisher unerreichte Zentralisierung des (westlichen) Kapitalismus in den Formen, wie sie uns BlackRock und Rügemer demonstrieren, für dessen Überlebensstrategien, seine Vitalität und seine objektiven historischen Überlebenschancen, z.B. in der Gegenüberstellung mit dem chinesischen Modell? Dieses wird übrigens von Rügemer unkritisch gelobt (S. 51f.) Was bedeutet diese kapitalistische Zentralisation für Demokratie und nationale Souveränität?

Wer soll BlackRock enteignen? Wie soll das ins Werk gesetzt werden?

Auch die Frage, wie stark BlackRock und seine Artverwandten selber die sog. Klimapolitik, der sog. Dekarbonisierung, die politisch erzwungenen Umbauten der gesamten Energie- und Verkehrswirtschaft auf sog. Erneuerbare Energien, Elektroautos usf. mit vorantreiben, wird von Rügemer nur gestreift. Ihm zufolge ist BlackRock mit den konventionellen Produktionsweisen, die auf fossilen Brennstoffen basieren, fest liiert. Wie kann es unter dieser Voraussetzung aber verstanden werden, dass BlackRock nicht nur propagandistisch deutlich für „Nachhaltigkeit“ auftritt, sondern an den entsprechenden Umsteuerungen der Kapitalflüsse anscheinend selber erheblich mitwirkt? Diese Tendenz ist anscheinend im westlichen Finanzkapital schon seit längerem verwurzelt und nicht bloß „greenwashing“.

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Die USA ziehen ihre Soldaten aus Afghanistan ab – was kommt jetzt?

Nach Irak und Syrien demonstrieren die USA nun crescendo ihre zunehmende politische und militärische Unfähigkeit.

Das ist eine gute Nachricht für die Welt.

Zwanzig Jahre lang haben sie Afghanen getötet, die Bevölkerung gegen sich aufgebracht, Truppen ohne Zahl, Billionen von Dollar und mediales Getöse von unerreichter Verlogenheit aufgewandt, um die Ziele ihrer Intervention zu verbergen, und müssen nun das Schlachtfeld Islamisten sowie konkurrierenden Mächten wie China und Russland überlassen. Denjenigen Mächten, in deren unmittelbarer Nachbarschaft die USA mittels ihrer Intervention von 2001 eine mächtige militärische und geheimdienstliche Basis hatten aufbauen wollen.

Ein Abzug ‚not with a bang but a whimper‘, – oder wie es ein Kommentator formulierte: die USA gewinnen ihre Kriege nicht mehr, sie verlassen sie einfach.

Afghanistan wird nicht zur Ruhe kommen, weil es ein geostrategischer Knotenpunkt der internationalen Rivalitäten ist und bleibt. Die inneren Verhältnisse mit ihren ethnischen, kulturellen und islamisch-sektenhaften Rissen werden eine Konsolidierung nicht erlauben. Hinzu kommen längst fest eingefressene Abhängigkeiten nicht nur von den Großmächten, sondern auch von regionalen Konkurrenten und Unruhestiftern wie Pakistan, Indien und Iran. Auch die USA werden in unterschiedlichen Formen dort weiter mitmischen und die Gegensätze unter ihren Konkurrenten schüren.

Deutschland hat eine etwas merkwürdige Verbündetenrolle gespielt. Es fiel nach den Anschlägen in New York 2001 – die für die US-Außenpolitik den längst gesuchten Vorwand zur Intervention geben durften – durch einen gewissen Übereifer auf, hektisch selber Truppen nach Afghanistan zu schicken. Man erklärte, den USA Bündnisloyalität bekunden zu wollen. Möglicherweise spielte die Überlegung dabei eine Rolle, in diesem Gebiet geostrategischer Rivalitäten selber einen Finger ins Spiel zu bekommen. Man wollte wohl vor Ort beobachten und evtl. beeinflussen, was die USA gegenüber Russland und China dort treiben würden.

Das Unternehmen hatte von Anfang an den misslichen Charakter, der US-Intervention einen Anschein internationaler Legitimität zu leihen; auch andere „westliche“ Staaten entsandten Truppen, bauten dieses Engagement aber wohl in den meisten Fällen früher und stärker ab als Deutschland.

Nun muss man eingestehen, dass man selber militärisch und politisch noch eine weit größere Null ist als die USA. Niemand hätte das öffentlich besser zum Ausdruck bringen können als Norbert Röttgen (CDU), der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses des Bundestages, der mitten im Abzugschaos der USA tapfer gegen den Strom schwamm und gleich noch einmal militärisch intervenieren wollte.

Wenn ein eindrucksvolles Symbol für den politischen Verfall der BRD unter Angela Merkel gesucht würde, dann müsste Herr Röttgen von vornherein auf einen Spitzenplatz der Bewerberliste.

Die Illusion, durch Bewahrung und sogar Intensivierung einer „westlichen Wertegemeinschaft“, d.h. durch die Propaganda und bestimmte Handlungen weiterer militärischer Verbundenheit mit den USA die eigene Haut retten zu können, dürfte durch die Entwicklung in Afghanistan bei einigen weiteren Regierungen weiter erschüttert worden sein.

Wir brauchen als Deutsche und Europäer weder eine NATO noch die weiteren inneren Wandlungen zur Diktatur unter Führung von US-Finanzkapital wie Blackrock, BigPharma und Silicon Valley uns noch länger gefallen lassen. Die internationale Szene bietet mit Russland, China und weiteren global verteilten Wirtschafts- und Machtstrukturen derzeit wenig direktes Aggressionspotential – die Ausnahme sind wir selber, mit den dekadenten USA in der Führung und ihren politischen Verbündeten innerhalb unserer eigenen dekadenten Strukturen. Sie versuchen ihre restlichen wirtschaftlichen und militärischen Potentiale zusammenzukratzen und der Bevölkerung noch Schlimmeres aufzuerlegen als es die bisherigen Interventionskriege und die Finanzcrashs bereits waren. Interessanterweise haben gerade die „Grünen“ in den letzten Monaten sich in dieser Hinsicht besonders deutlich geoutet.

Noch eine kleine Nachbemerkung in eigener Sache dieses blogs: sein optisches Erkennungszeichen, das Foto eines Zeitungsausschnitts aus der „FAZ“ mit dem Wortlaut „Durchhalten in Afghanistan“ verweist derzeit noch immer zurück auf die lange Periode, in der dieses Thema immer eine gewisse geopolitische Schlüsselrolle gespielt hat. Soll ich das logo nun ersetzen? Selbstredend war „Durchhalten in Afghanistan“ nie meine eigene Parole. Aber vielleicht muss ich das logo noch eine Zeitlang verwenden, bis ein markantes und passendes neues gefunden ist. Es gibt größere Sorgen…..


Technischer Hinweis zur Kommentarfunktion: diese musste ich schon vor mehreren Jahren abschalten wegen dauernden Missbrauchs für Webmüll und dergleichen. Bemerkungen zu meinen Beiträgen daher bitte an meine e.mail-Adresse wagrobe@aol.com. Ich werde jede Zuschrift, die irgendetwas Sachliches enthält, dann im Anhang zu meinem jeweiligen Beitrag auf dieser page veröffentlichen, wenn nicht vom Absender anders verfügt wird.

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Wider die Kinderimpfung

link zu meinem Artikel der heute im „Freien Funken“ erschienen ist.

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Die Republik der Lüge

Die Republik der Lüge

Hier am Beispiel der Manipulationen der Regierung an Bestand und Finanzierung der Intensivbetten in den deutschen Kliniken, sowie der Manipulation der öffentlichen Meinung mittels Schürung von Angst vor einem Zusammenbruch der Intensivversorgung.

Eine Arbeitsgruppe um Prof. Matthias Schrappe hat diese Verhältnisse ausführlich analysiert, der Beitrag ist abrufbar unter www.matthias.schrappe.com.

Schrappe hat die Ergebnisse in einem Interview in Welt-online v.16.5.21 vorgestellt (leider hinter Bezahlschranke).

[Dieser kurze Text musste wegen eines Problems mit der Verlinkung zur Studie überarbeitet werden, 17.5.21]

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